"Blocksignal frei - Band 1 1835 bis 1945" von Jürgen Krebs

26.01.2022 14:12 (zuletzt bearbeitet: 26.01.2022 14:19)
#1 "Blocksignal frei - Band 1 1835 bis 1945" von Jürgen Krebs
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Wie im "Talk" versprochen hier der erste Bericht:

Das Buch ist für mich auf jeden Fall sehr informativ und alles Andere als oberflächlich. Es ist nicht einfach nur eine Moba-taugliche Aufarbeitung des Themas (diesen Anspruch hat das Buch wohl eher so gar nicht), sondern es wird die Entwicklung der Sicherungstechnik und des Signalwesens chronologisch und themenorientiert aufgezeigt. Das Ganze verständlich und gut lesbar. Der Aufbau ist übersichtlich und somit kann das Buch sowohl als "Lektüre" zum Duchlesen, als auch als Nachschlagewerk zu bestimmten Aspekten genutzt werden. Nicht nur reine Fakten werden genannt und beschrieben sondern auch mit entsprechenden Hintergrundinformationen (z.B. vielen Berichten zu Bahnunfällen) weiter erläutert und nahe gebracht.
Ein Punkt, den ich mir erhofft hatte, wird aber leider nicht so recht befriedigt: Es gibt nicht sonderlich viele Vorbild- oder Beispielpläne/Zeichnungen zu der angewandten Signalisierung. Es ist zwar auf der einen Seite nicht unbedingt rein theoretisch geschrieben, aber für mich kommt die Seite der praktischen Anwendung und Umsetzung, insbesondere auch in Hinblick auf ggf. besondere- bzw Ausnahme-Situationen, leider etwas zu kurz. Auch liegt der Schwerpunkt (zumindest diesen Bandes) auf den "Hauptsignalen" (was natürlich nicht mit dem Titel kollidiert ...), da wünschte ich mir doch auch eine entsprechende Abhandlung zu der Anwemdung der "übrigen" Signale.
Auch wenn das Buch nicht explizit mit Modellbahnbezug geschrieben ist, so ist es doch m.E. auf jeden Fall auch jedem Modellbahner (auch für die der späteren Epochen, denn mit dem Wissen um die Entwicklung und Entstehung wird dem ein oder anderen vielleicht so einiges etwas klarer) zu empfehlen und eine Bereicherung der Bibliothek.

Beste Grüße
Dirk


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26.01.2022 17:06
#2 RE: "Blocksignal frei - Band 1 1835 bis 1945" von Jürgen Krebs
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Ich hab's gestern auch bekommen und einmal von vorn bis hinten durchgelesen. Inhaltlich ist dieses Buch eindeutig eine Bereicherung, und man muss Hrn. Krebs danken, dass er das alles gesammelt hat und zu sortieren und aufzuschreiben versucht.

Meine grundlegenden "Abers" sollen diese gute Tat nicht schmälern - gibt's aber:

a. Grundlegend ist die Einschränkung auf das Deutsche Reich und seine Vorgängerstaaten immer wieder irritierend. Erstens werden viele Dinge viel zu "eindeutig" dargestellt - so, als wären sich "alle" einig gewesen -, zweitens lernt man dadurch einfach immer dasselbe. Gottseidank haben wir den Wägli; schade, dass für Österreich sowas noch aussteht.

b. Auch wie üblich rutschen solche Bücher ab ins Nacherzählen von Verordnungen und - noch langweiliger - Beschreiben von Signaldetails (diese Farbendiskussionen). Das ist insbesondere für Bahnhofsbetriebsinteressierte unangenehm: So get aus dem Buch z.B. die Funktion eines Perrontelegrafen nirgends hervor; oder auch die Frage, was Weichensignale eigentlich bedeutet haben (sie waren eine Zeitlang de facto für die Geschwindigkeitssignalisierung der einfahrenden Züge verantwortlich und deshalb so groß und beleuchtet, wie etwa die Bender'schen Laternen); oder die Frage, welche Leute eigentlich auf so einem Bahnhof Dienst getan haben (Prüfungsfrage: Seit wann gibt es "Fahrdienstleiter"? und wer hat vorher diese Aufgaben wahrgenommen?).

c. Mehr "typische" Beispiele wären cool - wobei man da sicher über die Länder streuen muss; und z.B. die Distanzsignale, die sich ja länger gehalten haben als viele glauben, auch vorzeigen sollte. Deutlicher Bonuspunkt: Durch Krebs' detaillierte Beschreibung der Vorgänge im 1. und 2. Weltkrieg kriegt man einiges davon mit, wie man Eisenbahn nach "nicht-deutschen Normverfahren" betreiben kann. Am extremsten ist sicher die mit einem US-Blocksystem versehene Strecke in der Ukraine, die die Deutschen im 2. Weltkrieg zum Funktionieren bringen wollten (weil eine wichtige Nachschubstrecke) und dabei sich an die vorhandene Technik und Betriebskonzeption anpassen mussten!

d. Es ist ein Einzelkämpfer-Buch: Daher fehlt ein Register (das ist aufwendig herzustellen); es hat eine Handvoll Schreibfehler, darunter einige wenige Sinnstörende (ein fehlendes "nicht" - Seitennummer muss ich raussuchen); manche Themen kommen mehrfach (die 4...5 Fahrzeitbestimmungsverfahren), werden aber trotzdem nicht richtig erklärt.

... und noch einiges, was mir jetzt doch nicht einfällt.

Jedoch: Könnte ich's besser? Definitiv nein! - insofern doch 99 Punkte von 100!

H.M.


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26.01.2022 18:41 (zuletzt bearbeitet: 26.01.2022 18:41)
#3 RE: "Blocksignal frei - Band 1 1835 bis 1945" von Jürgen Krebs
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Hallo Harald,

Du sprichst mir mit Deinen Anmerkungen aus der Seele ... ich stimme Dir vollumfänglich zu.

Vlt. nimmt Herr Krebs diese Beiträge wahr und versteht sie als konstruktive Kritik und Verbesserungswünsche für eine 2. Auflage oder auch einen 3. Ergänzungsband. Gerade auch das Register würde das Buch noch mehr aufwerten.

Beste Grüße
Dirk


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