Wieso eigentlich Harz?

21.06.2008 09:02
#1 Wieso eigentlich Harz?
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Ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich lese, wir lange und gründlich OOK den MR gelesen und sich mit amerikanischer Modellbahn beschäftigt hat. Ist er eigentlich nie auf den Trichter gekommen, auch ne amerikanische Anlage zu bauen: D&RGW in 0n3 müsste doch eigentlich das gefundene Fressen für ihn sein. Oder?
Meint

Der Eisenhans


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30.06.2008 22:39
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#2 RE: Wieso eigentlich Harz?
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OOK

Doch, schon. Aber ich habe der Versuchung immer wieder widerstanden. Früher, als das leicht hätte passieren könne, war das 0n3-Zeug hier in Deutschland noch viel zu teuer. Heute könnte ich mir mit einem kleinen Teil der Summe, die für BAE-Fahrzeuge weggeht, einen gewaltigen 0n30-Fuhrpark zulegen. Also, mit anderen Worten: ich habe den Termin verpasst.
Die letzte Gelegenheit wäre ja noch der Umzug von Bremen nach Hamm gewesen, wo ich die BAE II zertrümmern musste. Da stand jedoch eher die Berninabahn als Gegenvariante zur Diskussion.

Aber der Harz hat doch immer wieder das Rennen gemacht. Die Fazination sitzt tief drin.

OOK
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04.07.2008 23:47 (zuletzt bearbeitet: 09.12.2013 06:42)
#3 RE: Wieso eigentlich Harz?
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Berninabahn von OOK, das hätte ich gerne gesehen! Aber das hätte er wohl in H0m machen müssen. Aber Harz ist ja nun auch wirklich nicht das Schlechteste. Ich stauen immer wieder, mit welcher Konsequenz er das durchzieht. Lässt sich einfach nicht von seiner Spur abbringen.

Es grüßt der Exil-Harzer
Lutterberger


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25.01.2009 20:40 (zuletzt bearbeitet: 29.11.2013 10:21)
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#4 RE: Wieso eigentlich Harz?
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OOK

Auch in diesem Herbst, als ich gerade meine große BAE-Krise hatte, war der Herbsturlaub in Graubünden eine einzige Versuchung. Und wieder war es die Berninabahn, die mich anfunkelte. Nimm mich doch! Nimm mich doch! Ich kam mir vor wie Odysseus bei den Sirenen. Kommt hinzu, dass in Graubünden an jedem Bahnschalter, in jedem Spielwaren- und/oder Sportgeschäft BEMO-Modelle der RhB angeboten werden.
Dass ich es dennoch geschafft habe, der Versuchung zu widerstehen, rechne ich mir selber hoch an (wenn es schon kein anderer tut).
Zum Glück konnte ich kurz nach der Rückkehr aus der Schweiz für ein paar Tage in den Harz fahren. Es war kühles, diesiges Wetter. Ich fand es herrlich:

Nachdem ich dieses Bild von der Quesenbank aus geschossen hatte, fuhr ich hinunter nach Drei-Annen-Hohne und begegnete einem Dampfzug. Das nahm mir die letzten Zweifel. Ich bleibe beim Thema Harz, komme da was wolle.

OOK
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03.02.2009 18:30 (zuletzt bearbeitet: 09.12.2013 06:42)
#5 RE: Wieso eigentlich Harz?
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Zitat von OOK
Nachdem ich dieses Bild von der Quesenbank aus geschossen hatte, fuhr ich hinunter nach Drei-Annen-Hohne und begegnete einem Dampfzug. Das nahm mir die letzten Zweifel. Ich bleibe beim Thema Harz, komme da was wolle.


Ich dachte, ich kenne den Harz ganz gut. Aber wo zum Teufel ist die Quesenbank? Das von dort aufgenommene Bild ist hinreißend, genau das, was ich mir unter Harz vorstelle. Macht richtig Sehnsucht.
Und dann noch die Chance, alle paar Meter einem Dampfzug zu begegnen ...

Es grüßt der Exil-Harzer
Lutterberger


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03.02.2009 20:27
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#6 RE: Wieso eigentlich Harz?
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OOK

Zitat von Lutterberger
Aber wo zum Teufel ist die Quesenbank?

Ganz einfach: man geht vom Schierker Stern den Weg in Richtung Hohnekamm. Zunächst ist rechts noch Wald. Wenn der aufhört und der Blick ins Tal frei wird kommt dort, wo der Weg nach links biegt, rechterhand eine Bank: die Quesenbank. Da kann man zwar kein Geld abheben, aber selber abheben bei dem tollen Fernblick (bei jedem Wetter).

OOK
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27.03.2009 10:50
#7 RE: Wieso eigentlich Harz?
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Zitat von OOK
die Quesenbank. Da kann man zwar kein Geld abheben, aber selber abheben bei dem tollen Fernblick (bei jedem Wetter).
Ich hebe schon bei dem tollen Foto ab, das OOK ein paar Postings weiter zurück eingestellt hat. Meine ursprüngliche Frage "Wieso eigentlich Harz?" ist schon dadurch hinreichend beantwortet. Meint

Der Eisenhans


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17.12.2013 19:12 (zuletzt bearbeitet: 16.04.2014 07:57)
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#8 RE: Wieso eigentlich Harz?
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OOK

Wo ich diesen Strang aus Gründen der Wiedereröffnung des Forums noch einmal durchlese, fällt mir auf, dass die Eingangsfrage von eisenhans "Wieso eigentlich Harz?" bisher nicht beantwortet ist. Daher gebe ich hier einmal das entsprechende Vorwort aus meinem (vergriffenen) Buch "HARZER SCHMALSPUR-SPEZIALITÄTEN" zum Besten, das den Titel trug "Meine Harzer Schmalspur-Faszination". Damit wäre dann diese Frage gründlichst beantwortet, denke ich.

Zitat
Zwar bin ich kein echter Harzer - eingeschult wurde ich im Thüringer Wald - habe aber die entscheidenden Jahre meiner Jugend im (West-) Harz verbracht: das zwölfte und dreizehnte Lebensjahr in Osterode, vom vierzehnten Jahr bis zum Beginn des Studiums in Bad Lauterberg.

Das bedeutete auch den Kontakt mit drei oder in gewissem Sinn auch vier Schmalspurbahnen. Da war als erste die Kreisbahn Osterode (Harz) - Kreiensen, mit der viele meiner Klassenkameraden jeden Morgen zur Schule kamen, von Förste, Westerhof und Kalefeld. Ein einziges Mal habe ich sie selber benutzt, als ich von einem Klassenkameraden aus Kalefeld zum Geburtstag eingeladen war. Natürlich verbrachte ich die ganze Fahrt - 70 Minuten für vierundzwanzig Kilometer - auf der offenen Plattform des niedrigen Vierachsers, ein beeindruckendes und formendes Erlebnis für den Dreizehnjährigen.

Als wir nach Bad Lauterberg zogen, traf ich auf die Grubenbahn der Barytbergwerke, die, wie die Osteroder Kreisbahn, 75cm-spurig war. Aber anders als jene, die mein junges Leben nur punktuell berührte, war die Barytbahn Alltag: sie war von unserem Hause in der Lauterberger Hauptstraße aus zu hören, und in wenigen Minuten mit dem Fahrrad war ich an der Waage, wo jeder Wagen der mit Schwerspat beladenen Erzzüge einzeln gewogen wurde. Mein ständiges Herumlungern am Bahngelände führte dazu, vom Lokpersonal zur Mitfahrt eingeladen zu werden, obwohl das, wie überall zu lesen stand, streng verboten war. So musste ich mit dem Fahrrad etwa einen Kilometer weit dem Zug ins Luttertal voraus fahren, um dort an einem Bahnübergang aufzuspringen. Und dann ging es mit voll geöffnetem Regler, weit ausgelegter Steuerung und donnerndem Auspuffschlag die Steigung zu den Bergwerken hinauf.

Die dritte Schmalspurbahn war die Südharzbahn, die ich bei einem Ausflug nach Braunlage entdeckte, als ich gerade achtzehn geworden war und meinen ersten Fotoapparat geschenkt bekommen hatte. Und die war meterspurig. Sie sollte mein Leben wesentlich mehr bestimmen, als die beiden 75cm-Bahnen.
Ein französischer Romantiker hätte es den coup de foudre genannt, was mir da geschah. Im Klartext: ich war hin und weg. Da war dieser mächtige Fünfkuppler mit dem hohen Kessel, der mit einer Reihe aufgebockter Wagen überhaupt keine Mühe hatte. Und da war auch dieser lange weinrote Triebwagen mit zweiter und dritter Klasse und Gepäckabteil, der mit seinem TA einen elegant wirkenden Zug bildete. Und der ganze Bahnhof Braunlage voller alter Schmalspur-Güterwagen.
Die vierte Bahn war eher virtuell: die legendäre Harzquerbahn. Virtuell? Legendär? Die Harzquerbahn lag für mich hinter dem „Eisernen Vorhang“, wie man damals die undurchdringliche Grenze zwischen beiden deutschen Staaten nannte. Am Ortsrand von Hohegeiß befand sich ein Aussichtspunkt, wo man hinüber schauen konnte in die Hochebene südlich von Benneckenstein, die die Harzquerbahn mit einer weitgeschwungenen Kurve durchzieht.

Als Achtzehnjähriger ohne eigenes Auto hatte ich nur wenige Gelegenheiten dorthin zu kommen, mit Eltern, die nicht die Geduld hatten, einem Harzquerbahnzug, dessen Fahrzeiten man nicht kannte, aufzulauern. Und doch habe ich einmal dort in der Ferne den Zug mit einer langen Rauchfahne entlang fahren sehen. Aber viel wurde erzählt von jener Bahn, die den ganzen Harz von Nord bis Süd durchquert, mit langen schweren Zügen, die viele unterschiedliche Dampflokotiven hat, sogar sogenannte Mallets, einen Loktyp, den ich nur aus amerikanischen Eisenbahnzeitschriften kannte. Aber konkrete Unterlagen gab es nicht, nur Legenden.
Fünfzehn Jahre später wurde die Legende Wirklichkeit. Im März 1974 - da wohnte ich schon lange nicht mehr im Harz - feierte die Harzquerbahn ihr fünfundsiebzigjähriges Bestehen. Und ich bekam durch Vermittlung eines Freundes eine fingierte Einladung und damit eine „Einreise“ in den Arbeiter- und Bauernstaat.
Bewertungen der DDR, ernst gemeinte und ironische, gibt es viele, ich kann nur sagen: für den Schmalspurfreund war sie ein Paradies: im Ostharz tummelten sich 1’E1’-Neubauloks und B’B-Mallets zu Hauf, etwas, was im Westen nicht einmal auf Museumsbahnen zu finden war. Fasziniert stand ich in Alexisbad zwischen drei qualmenden Mallets, hingerissen fuhr ich auf der ersten Plattform hinter der Lok die steile Strecke von Wernige-rode nach Drei-Annen-Hohne hinauf, einmal, zweimal, dreimal, Schmalspur-Genuss ohne Ende.

Die Überreste der SHE-Überführung am Bahnhof Sorge konnte ich damals nicht fotografiern, denn der Abschnitt der Harzquerbahn zwischen Drei-Annen-Hohne und Benneckenstein lag seit dem August 1961 im Sperrgebiet, da ließ man die Kamera besser im Rucksack, wenn man sie wieder mit heim nehmen wollte.
Von dieser Reise zehrte ich lange, und müsste es wohl heute noch, wäre da nicht die Wende gekommen, die zur Öffnung der Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten und zur Wiedervereinigung führte. Jemandem, der in der Jugend nur wenige Kilometer vom Grenzzaun entfernt gelebt hat, egal auf welcher Seite, und seine Wurzeln auf der anderen Seite hat, bedeutete und bedeutet diese Heilung der deutschen Wunde viel, vor allen Dingen, wenn er der Faszination Harzer Schmalspur erlegen ist. Dann wird er jede Gelegenheit nutzen, in den Ostharz zu reisen, mit dem täglichen Dampfzug auf den Brocken zu fahren oder an einer der zahlreichen Sonderfahrten teilzunehmen, die rund ums Jahr angeboten werden.

Dabei sind die Harzer Schmalspurbahnen nach der Wende haarscharf am Untergang vorbei gegangen. Beispielsweise wurde der erst kurz vorher eingeführte Kohleverkehr von Nordhausen nach Silberhütte sofort eingestellt - und die Reisezüge brauchte zum Reisen auch fast niemand mehr. Dass die Brockenbahn ein touristischer und geschäftlicher Hit werden könnte, hatte man sogleich erkannt, den ganzen Rest wollte man jedoch möglichst schnell los werden.

Dass es anders kam, liegt zum einen an der Weitsichtigkeit des Landes Sachsen-Anhalt, aber auch an der Initiative der Vereine Interessengemeinschaft Harzer Schmalspurbahnen und Freundeskreis Selketalbahn. Blitzschnell hatten sich nämlich Eisenbahner und Bahnfans formiert, die für den Erhalt des gesamten verbliebenen Meterspurnetzes kämpften. Dies nicht nur, indem sie Forderungen erhoben, sondern auch durch Initiative und eigene Arbeit.
Die Brockenstrecke ist tatsächlich der große Erfolg geworden, den man sich erhofft hatte und muss das schwächelnde Restnetz mitfinanzieren. Speziell die Selketalbahn, wiewohl landschaftlich und eisenbahntechnisch kaum weniger reizvoll als diese, findet bei den Touristen nicht den Widerhall, den sie verdient hätte und den sie braucht.

Doch zurück zu meiner persönlichen „Faszination Harzer Schmalspur“. Die hat alle andere Beschäftigung mit Eisenbahn und Schmalspur, auch das Engagement für zwei Museumsbahnen, überdauert. Im Harz findet man mich zwar nicht so oft, wie ich es gern hätte, aber immer noch häufig, meine Forschungen zur Geschichte der Harzer Schmalspurbahnen habe ich intensiviert.

Ich bin aber auch Modelleisenbahner, einer, der wie die meisten, als Junge mit Märklin H0 angefangen hat. Aber schon in den Sechzigerjahren hat es einen Versuch gegeben, Harzer Schmalspur in 1:87 nachzubauen. Nach Studium, Familiengründung und Berufsanfang brachte die neu erschienene LGB eine Wiederbegegnung mit der Schmalspur im Modell, aber erst Mitte der Achtzigerjahre fand ich die definitive Ausformung meines Hobbys: Harzer Schmalspur im Maßstab 1:45.
Zuerst unter der Ägide des Freundeskreises Europäischer Modellbahner (FREMO), später unter der des FKSB (Freundeskreis Schmalspurbahn) war es möglich, in einem griffigen Maßstab, in dem es jedoch so gut wie nichts zu kaufen gab, das entstehen zu lassen, was ich wirklich wollte: Harzer Schmalspur. Das Schicksal ließ mich ein Haus finden, in dem Platz für eine ausreichend große Anlage war, die sogenannte Braunlage - Andreasberger - Eisenbahn (BAE). Zehn Jahre lang wurde an ihr gebaut und auf ihr Fahrplanbetrieb gemacht, beides mit einem halben Dutzend treuer Freunde, die sich mitreißen ließen und lassen.
Seit Kurzem ist die schöne Anlage* Geschichte. Familiäre Gründe zwingen zur Aufgabe des erwähnten Hauses. Doch wieder hat das Schicksal ein Einsehen, und am neuen Platz wird es noch mehr Raum für eine neue BAE geben.

Das schmale Büchlein, das Sie in der Hand halten, ist ein Versuch, meine stets gewachsene Faszination Harzer Schmalspur einem größeren Publikum sichtbar zu machen, in der Hoffnung, dass sie ansteckend sein möge. Es soll auch ein Aufruf sein, hinzufahren, selber zu schauen, mitzufahren, vielleicht sogar bei den genannten Vereinen mitzutun.

Alles klar?

* Nachtrag: Seit neun Jahren gibt es schon die noch größere und noch schönere BAE III, auf der auch schon seit über einem Jahr regelmäßig Fahrplanbetrieb stattfindet. Wer das gern mal erleben möchte, kann sich als Gast anmelden.

OOK
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17.12.2013 21:35
#9 RE: Wieso eigentlich Harz?
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Wow! Was sehen meine entzündeten Augen? Meine Frage ist nach schlappen fünfeinhalb Jahren beantwortet. Jippeee!

Der Eisenhans


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17.12.2013 22:40
#10 RE: Wieso eigentlich Harz?
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Zitat von eisenhans im Beitrag #9
Wow! Was sehen meine entzündeten Augen? Meine Frage ist nach schlappen fünfeinhalb Jahren beantwortet. Jippeee!

Nun mal nicht übertreiben, es sind nur viereinhalb Jahre :=)

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