Schmalspurige Anschließer in Spurwechselbahnhöfen

27.04.2020 09:31
#1 Schmalspurige Anschließer in Spurwechselbahnhöfen
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Beim Lesen des Buches über die BAE ist mir etwas aufgefallen. Sieber und Andreasberg haben mehrere Anschließer, die defacto Waren nur von der Staatsbahn empfangen/versenden wollen.

Bei der Holzschleiferei in Sieber argumentiert man, das sie ihre Rohstoffe zum großen Teil aus dem Harz erhalten.

Beim Kohlehandel in Andreasberg ist die Lage anders. Kohle kommt ausschließlich von außerhalb und bei der Lage wäre auch ein Normalspuranschluss möglich. Da die Kohle ohnehin aus dem Ruhrgebiet anreisen dürfte, wäre ein Transport über die Schmalspurbahn mit einmal umladen wahrscheinlich teurer als den Wagen über die Zahnradbahn zu befördern.

Ebenso das Bergwerk in Andreasberg. Einerseits hat man einen gewissen rationalisierten Umsatz (Bunker), gleichzeitig nutzt man die Schmalspurbahn. Auch hier wäre ein Bunker an der Normalspurbahn nicht ganz wahrscheinlich. Zumal ja hier nur die Leerwagen bergwärts und die beladenen talwärts gefahren werden. Eine Lage abseits der Bahnstrecke ist für ein Anschluss weniger das Problem. Zumindest im Steinkohlenbergbau in Sachsen finden sich einige Hängebahnen und ähnliches, wo die Kohle auf einer Art Seilbahn noch im Hunt transportiert wird.

Nicht direkt ein Anschließer ist der Kohlebansen in Sieber. Die hätte ich eher in Sieber Reichsbahn erwartet, üblicherweise hat man die Kohle bei Schmalspurbahnen irgendwo direkt entladen oder umgeladen und dann weiterbefördert. Umladung und Bekohlung an anderer Stelle direkt im Bahnhof ist mir noch nicht untergekommen.

Nun die Frage, wem fallen ausschließlich schmalspurige Anschließer in Spurwechselbahnhöfen ein, wo der Transportweg auf wenige Meter Schmalspurbahn begrenzt ist?


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27.04.2020 11:17 (zuletzt bearbeitet: 27.04.2020 11:30)
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#2 RE: Schmalspurige Anschließer in Spurwechselbahnhöfen
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OOK

Hallo Martin (ich oute hier mal deinen Namen, ob wohl du das immer vermeidest; macht sich besser in diesem freundschaftlichen Forum),

deine Beobachtungen sind korrekt und deine Kommentare schlüssig, wenn man das ganz objektiv betrachtet. Nun gibt es aber noch den subjektiven Faktor, z.B. den, dass ich persönlich überhaupt kein Freund von Rollbockverkehr bin und gerne Güterzüge mit Schmalspurwagen auf meiner Anlage sehe. Deshalb habe ich beim Bau der Anlage, speziell der Tunnel, keine Rücksicht auf das Umgrenzungsprofil von aufgebockten Regelspurwagen genommen.

Man muss auch berücksichtigen, dass in der dargestellten Epoche das Umladen kein so kostenintensiver Faktor war wie heute. Selbst zu DDR-Zeiten nicht. Wenn man bedenkt, dass die Alu-Masseln für Harzgerode in Gernrode von Regel- auf Meterspurwagen umgeladen wurden und dann, ganze zwanzig Kilometer weiter von diesen auf LKW, dann spricht das für sich. Die Selketalbahn hatte ja ebenfalls aus gutem Grund keinen Rollbockverkehr, obwohl sie nicht mal Tunnel hat.

Jetzt kommt das ABER: Ich baue und betreibe die BAE ja nicht allein, wie du weißt, ein Dutzend Freunde sind immer mit von der Partie, und da sind schon einige darunter, die gern Rollbockverkehr auf die Anlage bringen würden, wenigstens ein bisschen.
Steter Tropfen höhlt bekanntlich den Stein, und irgendwann war ich weich geklopft und sagte: Na gut, macht es doch, aber Rollböcke, Regelspurwagen und Zwischenwagen müsst ihr selber beibringen. Damit, hatte ich gedacht, würde sich die Sache von allein erledigen. Pustekuchen. Eines schönen Tages sehe ich in Sieber Nord diesen Zug:


Ein epoche-korrekter Wagen muss noch beschafft werden, dies war nur eine Funktionsprobe.

Mittlerweile haben wir ganz klar definiert, was und bis wohin per Rollbock transportiert werden soll:
Kohle zum Kohlebansen im BW. Versorgungsgüter für die MITROPA-Ausrüstungsstelle, Abfuhr von Holzschliff von der Holzschleiferei. Alles Sieber Nord. Der Bahnhof wird ja durch den Sieberbergtunnel abgeschlossen, dort ist Schluss.

Wenn der Corona-lock down zuende ist und wir wieder richtig Betrieb machen können, werden wir sehen, wie glücklich uns dieser Rollbockbetrieb macht.

Gruß

Otto

OOK
Heute schon in den ADJ-Blog geschaut?
https://www.jaffas-moba-shop.de/anlagen-design-journal/

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27.04.2020 20:00
#3 RE: Schmalspurige Anschließer in Spurwechselbahnhöfen
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Moin Martin,
spontan fällt mir das Gaswerk Marienburg ein, welches mit Rollwagen
durch die Westpreußische Kleinbahn AG vom Marienburger Kleinbahnhof
bedient wurde.
Ebenso hatten die Gas- und/oder Elektrizitätswerke in Eckernförde und
Westerland schmalspurige Anschlußgleise, auf beiden Bahnen fand
allerdings so weit ich weiß kein Rollfahrzeugverkehr zumindest
in diesen Streckenabschnitten statt. Nähere Infos kann ich da aber
grad nicht beisteuern, weil ich meine Kleinbahn-Wolffs (Wölffe?)
nicht bei mir habe.

Gruß
Alex


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28.04.2020 10:49
#4 RE: Schmalspurige Anschließer in Spurwechselbahnhöfen
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Zitat von OOK im Beitrag #2
Man muss auch berücksichtigen, dass in der dargestellten Epoche das Umladen kein so kostenintensiver Faktor war wie heute. Selbst zu DDR-Zeiten nicht. Wenn man bedenkt, dass die Alu-Masseln für Harzgerode in Gernrode von Regel- auf Meterspurwagen umgeladen wurden und dann, ganze zwanzig Kilometer weiter von diesen auf LKW, dann spricht das für sich. Die Selketalbahn hatte ja ebenfalls aus gutem Grund keinen Rollbockverkehr, obwohl sie nicht mal Tunnel hat.


Hallo, für Massengüter wie Kohle und Baustoffe aller Art war die Umladung per Kran bzw. die letzten Reste aus den Ecken händisch mit der Schaufel schon ein Kostenfaktor, den man gerne einsparen wollte. Je größer die Transportmenge, umso mehr sind die Umladekosten ins Gewicht gefallen. Bei Strecken mit wenig Transportbedürfnis war die Industrie/Handwerk noch nicht so weit entwickelt, da standen kostengünstige Arbeiter eher zur Verfügung. In den Industriezentren hatte die Bevölkerung mehr Verdienstmöglichkeiten, da war die Nachfrage nach Arbeitern einfach größer. Irgendwo begrenzt dann die Kapazität der Umladung, weil an x Gleisen nur y Wagen pro Tag umgeladen werden können. Anstatt da noch mehr händisch/halbmaschinell umzuladen, suchte man da andere Möglichkeiten.

Den Anachronismus aus DDR-Zeiten klammert man bewusst besser von dieser Diskussion aus, da waren ökonomische Fakten teilweise völlig egal, da standen andere Dinge im Vordergrund.

Ein Beispiel ist mir noch eingefallen, in Mosel besaß eine Papierfabrik ein längeres schmalspuriges Anschlussgleis abseits der Schmalspurstrecke, das später auf Normalspur umgebaut wurde. Anlieferungen erfolgten da auch nur über den Bahnhof Mosel, also Umladung und dann eine kurze Transportstrecke mit der Schmalspurbahn.


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08.05.2020 18:18
#5 RE: Schmalspurige Anschließer in Spurwechselbahnhöfen
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Gerade eben
bin ich auf der Suche nach etwas völlig anderem
auf den Osteroder Kleinbahnhof der Kreisbahn Osterode - Kreiensen
gestoßen. In MIBA Spezial 78, auf Seite 42 unten, ist ein Bild von 1966 abgedruckt,
welches aufgebockte Kesselwagen am Anschluß eines kleinen Tanklagers, sowie offene
Wagen, die laut Text von einer Sturzrampe mit Gips beladen wurden, zeigt.
Die Wagen wurden, sogar noch nach Stilllegung der eigentlichen Kreisbahnstrecke,
an der Rollbockgrube des Bahnhofs der DB übergeben.
Gruß
Alex


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09.05.2020 10:42
avatar  Gilpin
#6 Schmalspurige Anschließer: ein gegenwarZBeispiel
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Hi,

in meinem GegenwarZBeispiel findet etwas ganz grob ähnliches statt: das Holz gelangt von (ziemlich weit) außerhalb in das Tal, und auf der Schmalspur werden knappe 11km zurückgelegt. Das erfüllt nicht gänzlich die Anforderung

Zitat von Erzgebirgsnebenbahner im Beitrag #1
ausschließlich schmalspurige Anschließer in Spurwechselbahnhöfen ein, wo der Transportweg auf wenige Meter Schmalspurbahn begrenzt ist
Dafür kann man nach dem Ende der Reisebeschränkungen hinfahren und beim Entladen zugucken...

Gesund bleiben,
Gilpin


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23.05.2020 09:19
#7 RE: Schmalspurige Anschließer: ein gegenwarZBeispiel
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Goldschmidt in Essen hatte eine meterspurige Werkbahn. Noch heute zeugen davon Gleisreste in der Strasse. Hier werden die Bogenradien innerhalb des Werkes der Grund dafür gewesen sein. Diese Betriebsart wurde bis Mitte der 90er Jahre dort praktiziert.

Gruss Kai-Nils

Die Kunst eine Lokomotive zu führen kann nur durch jahrelanges Studium, geduldiges Üben und Erfahrung erworben werden.
(The Australian Locomotive Enginedriver's Guide)

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