Entladen und Beladen mit echtem Ladegut

06.03.2019 09:33 (zuletzt bearbeitet: 24.01.2021 12:13)
#1 Entladen und Beladen mit echtem Ladegut
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Vielleicht interessiert das jemanden? Ich habe die Skizze zum Kraftwerks-Kohlekreislauf gefunden, der für Triptis II geplant war, der in dieser Form aber nicht realisiert wurde:

Kohle.jpg


Irgendwie hat das mit der Plazierung der Entlade/Ladegleise nicht so richtig gepasst; außerdem hatte ich Bedenken zur sicheren Funktionsweise und zum Positionierungsvorgang der Züge. Die Beweglichkeit des Schlauches war auch problematisch. Deshalb habe ich das aufgegeben. Schade. Heute fährt immer noch ein Zug zum und vom Kraftwerk, man sieht aber (zum Glück) nicht so gut, ob die Wagen nun voll oder leer sind.

Mit Hp1-Gruß - Helmut


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06.03.2019 10:46 (zuletzt bearbeitet: 06.03.2019 12:12)
avatar  Gilpin
#2 RE: Entladen und Beladen mit echtem Ladegut
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Hallo Helmut,

ein Hingucker im positiven Sinne wäre das geworden - Du hättest sinnfällig die Transportleistung einer wichtigen Industrie dargestellt. Aber wir haben hier (#127) ja schon diskutiert, dass die Wagen (zumindest mit Erz) so wenig beladen sind, dass man wirklich

Zitat von Fdl Triptis im Beitrag #1
(zum Glück) nicht so gut, ob die Wagen nun voll oder leer sind
sieht. Drei Alternativen sind recht bekannt: Ladeguteinsätze, die Du einsetzen und 'rausnehmen könntest (nur, wie oft?), zwei Gleise im Kraftwerk bzw. auch beim Kohlenbunker für je einen beladenen und leeren Zug und als Variante einen Kreislauf dieser Züge durch den Hades. Hast Du damals etwas in der Richtung angedacht?

Es dürfte nur wenige Fälle geben, wo Verladung auf die Bahn und Entladung beim Empfänger auf einer Anlage dargestellt werden können. Bei den Entfernungen würde man wohl immer ein Lastauto nehmen. Interessant wäre es allemal!

Mit bestem Gruß,
Reiner


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06.03.2019 10:49
#3 RE: Entladen und Beladen mit echtem Ladegut
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Meine (damals von jeder sinnvollen Betriebsvorstellung vollkommen unbeleckte) halbfertige Kreisverkehrsmodellbahn von vor 20 Jahren hätte auch sowas bekommen sollen - allerdings mit manueller Bedienung. Irgendwas ist an diesen Schüttgutkreisen dran, das mehreren von uns gefallen würde ... wenn ich mein mechanisches Stellwerkspatent fertig habe, denke ich über das vielleicht auch nocheinmal nach (ich würde keinen Schlauch verwenden, sondern einfache Klappen oder schwenkbare steife (Alu-)Formrohre samt Elektromagnete, denke ich ...).

H.M.


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07.03.2019 07:53 (zuletzt bearbeitet: 07.03.2019 08:17)
#4 RE: Entladen und Beladen mit echtem Ladegut
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Moin,

das ist ein sehr interessanter Punkt, den Helmut hier anspricht. Was für viele eine Spielerei ist, ist für die modellbahnerischen Logistiker besonders im Montanbereich existentiell. Normalerweise ist es doch so, dass während einer Session der offene Wagen (nur da sieht man das Ladegut) an der Ladestelle abgestellt wird und erst während der nächsten Session wieder abgeholt wird. Dazwischen erfolgt die Beladung oder Entladung. Bei Schüttgütern kann es da schon mal einen fliegenden Wechsel geben: Gag wird über/unter den Bunker gefahren, dort geleert/gefüllt und geht leer/voll zurück zum Versender/Empfänger. Nun gibt es mehrere Möglichkeiten:

a) Austausch der Zuggarnituren.
Beispiel: Anschlussgleise, Meerumschlungen (Anschlußgleise, meerumschlungen (2), #23)
Vorteil: sehr betriebssicher
Nachteil: es müssen zwei Garnituren vorhanden sein, zusätzliches Gleis oder Schiebebühne für zweite Garnitur

b) Verwenden von Ladungseinsätzen
Beispiel: BAE, Grube Charlotte-Elise ("Verladung" im off), NHE, Grube Juliana Sophia ("Verladung" offen)
Vorteil: einfach zu realisieren
Nachteil: es bleibt immer ein Rand zwischen Ladungseinsatz und Wagen

c) Tatsächliche Verladung
Beispiel: BAE, Steinbruch Königskrug, 0e-Waldbahner-Module
Vorteil: hoher Spieleffekt, realitätsnahe Darstellung der Verladung
Nachteil: störanfällig, betriebsintensiv, realitätsnah (Staub, Überschüttung, Klemmer)

Zugegeben ist c) die Königsdisziplin, welche aber nach meinen Erfahrungen nur im größeren Maßstab (≥ 1:45) so funktioniert, dass es Spaß macht. Man übernimmt dabei mämlich sämtliche Nachteile des Vorbildes: Staub, Überschüttungen und Klemmer. Wer schonmal den Klemmer bei einer Schurre manuell oder mit Auflegessprengungen beseitigen musste, weiß wovon ich rede: "Musst kommen, Steiger - Rollenschnautze sehen aus wie Froschmaul." Alternativ kann man sich in 1:87 oder 1:160 das System von Fleischmann auf die Platte bauen, wenn man zu Kompromissen bereit ist.

So ein Massengutsystem sollte wegen er erwähnten Nachteile und wegen der Masse möglichst Simpel sein: Die von Helmut vorgestellte Schurre mit Steuerung wäre mir schon zu kompliziert. Allein schon damit das mit dem beweglichen Schlauch funktioniert müsste dieser mindestens 2,5 cm DN haben, sonst hat man sich ratzfatz den Siloeffekt reingezogen.

LG

Jörn

Edit
Einen hab' ich noch: über dieses Thema ist sicherlich schon viel geschrieben worden. Eine der ersten waren Joachim H. Mill und Ivo Cordes in dem Büchlein "Modellbahn Anlagenplanung" aus dem Albern-Verlag anno 1985, dort auf den Seiten 50/51.


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07.03.2019 12:44 (zuletzt bearbeitet: 24.01.2021 12:16)
#5 RE: Entladen und Beladen mit echtem Ladegut
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Das Thema "... Beladen ..." gibt mir die Möglichkeit für einen Bericht über einen tatsächlich realisierten Transportvorgang in HaNull auf meiner Anlage Nr. 2.

Es war in meiner Studentenzeit in den späten 60er Jahren. Zusammen mit einem Freund wohnte ich in einer WG; unsere Zimmer waren über einen Flur zu erreichen, dazwischen lag der spartanische Küchen/Hygienebereich.

Ich hatte schon damals die Vorstellung, dass eine Modellbahnanlage aus Bahnhöfen bestehen sollte, die durch Strecken verbunden sind. Deshalb baute ich eine Reihe von einfachen zweigleisigen Streckenmodulen, die einfach auf dem Fußboden ausgelegt werden konnten. Es gab einige gerade Module und ca. acht Bogenmodule, jeweils 45°. Die Radien würde Helko als straßenbahnmäßig bezeichnen, die Gleise waren Flm-Messing-Standard. Damals stammte fast mein gesamtes Material von Fleischmann, zwei Lokomotiven (die Gützold BR 42 und eine PIKO Br 80) hatte ich aus mener DDR-Zeit retten können. Die Bahnhöfe wurden in Teppichbahner-Manier auf dem Fußboden ausgelegt, ich hatte dazu mehrere Gleisplan-Vorschläge. Die Weichen wurden elektrisch gestellt, die Bahnhöfe hatten Einfahrsignale. Die Strecke war in mehrere signaltechnisch gesicherte Blockabschnitte aufgeteilt, da lief der Betrieb automatisch, ein auf die Strecke ausfahrender Zug landete irgendwann am Einfahrsignal des anderen Bahnhofs. Die so erstellte Strecke verband beide Studentenbuden. Innerhalb der Bahnhöfe wurde mit einer einfachen A-Schaltung gefahren.

Das gab natürlich einen ziemlichen Arbeitsaufwand, bis alles richtig lief und so eine Wochenend-Session starten konnte. Und ein bekanntes Problem zeigte sich damals schon: Woher bekommt man qualifiziertes Bedienpersonal, das den Betrieb ernst genug nimmt? Das ist selbst bei Studenten einer technischen Uni gar nicht so einfach zu finden. Ich brauchte also ein Lockmittel. Das war der Transport trinkbarer Genussmittel, die nach erfolgreichem Eintreffen am Zielort konsumiert werden durften.

Wir einigten auf preiswerten Whisky als Medium, nach unserer damaligen Auffassung litt dessen Geschmack am wenigsten durch die diversen Transport-Manipulationen. Drei Kesselwagen wurden mit spezieller Farbe für den Lebensmitteltransport präpariert (der Trocknungsvorgang dauerte Wochen); beim Chemiker-Bedarfsladen ließ ich mir passende Glas-Armaturen anfertigen, als Versand-Lager diente eine vierkantige Flasche, die in liegend einem Lagerschuppen versteckt wurde.

Der Beladevorgang war noch relativ einfach zu bewerkstelligen: Eine Membranpumpe (Faller) pumpte die Flüssigkeit in ein Zwischengefäß mit Überlauf, dessen Inhalt genau der Ladekapazität des Zweiachsers entsprach; wenn das Gefäß voll war (der Überschuss floss in die Flasche zurück), konnte die Flüssigkeit mit einer zweiten Pumpe ohne Verluste in den Wagen befördert werden. Aus dem Lagerbehälter kragte ein gläserner Rüssel heraus; die Wagen konnten durch Kerben in den Schienen genau einrasten. Die vierachsigen Kesselwagen fassten jeweils zwei der erwähnten Portionen.

Auf dem einzigen Bild, da ich von diesem noch Vorgang habe, kann man (rot markiert) das gläserne Belade-Rohr erahnen.

Wh_Terminal.jpg


Viel schwieriger war der Entladevorgang, eine Herausforderung für den werdenden Ingenieur! Ich konstruierte eine Entladebühne, die per Spindelantrieb motorisch rauf- und runtergefahren werden konnte. Darauf war ein winkeliges Entladerohr montiert, das gegen Federdruck um einge Millimeter nach oben angehoben werden konnte, bis ein Kontakt betätigt wurde. Der Vorgang lief so ab: Wenn der Wagen unter dem Rüssel richtig positioniert war (das Rohr musste genau senkrecht über dem Zugangsloch sein), wurde die Bühne so lange abgesenkt, bis das Rohr unten auf den Boden des Kessels auftraf. Dadurch wurde der erwähnte Kontakt geschlossen. Der schaltete den Spindel-Motor aus und die Pumpe an, das kostbare Nass wurde nun in ein bereitstehendes Gläschen gepumpt, beim Vierachser waren es nacheinander zwei Gläschen. Wenn also in einem Zug alle drei Kesselwagen (ein Zweiachser und zwei Vierachser) ankamen, dann gab es fünf Gläschen Hochprozentiges für die Bahnhofsmannschaft am Zielbahnhof. Davor gab es eine Menge Rangierarbeit in beiden Bahnhöfen, denn die Wagen mussten einzeln an die jeweiligen Terminals gebracht werden, außerdem waren meine Betriebsvorschriften ziemlich pingelig! Und die Reisezüge mussten lästigerweise auch noch abgefertigt werden!

Es gab mehrere solcher Sessionen; soweit ich mich erinnern kann, klappte der Betrieb einigermaßen zuverlässig; am Ende war die Mannschaft immer fröhlicher als bei Beginn. Nur die alte Lok Br 80 zickte dermaßen, dass ich sie irgendwann in einem Wutausbruch gegen die Wand geworfen habe.

Die Komponenten der Whisky-Verladung habe ich aufgehoben, die sollten in meine spätere Anlage Nr. 3 (die in der Hochhauswohnung mit Wanddurchbruch) integriert werden, leider hat die Entladebühne die verschiedenen Umzüge nicht überstanden. Die Gützold Br 42 und die beiden Vierachser stehen heute in meiner Historien-Vitrine.

Mit Hp1-Gruß - Helmut


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