Schotter selbst gemacht

02.09.2018 17:47 (zuletzt bearbeitet: 02.09.2018 18:02)
#1 Schotter selbst gemacht
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Moin,

seit einiger Zeit trage ich mich mit dem Gedanken schwanger, meinen Senf zu Ident-Elementen "Geologie" zum Besten zu geben. Dazu bedarf es aber noch einiger Zeit. Für meine im Bau befindliche Nordharz-Eisenbahn habe ich mir heute Landschaftsbaumaterialien selber gemacht. Granit ist das prägende Gestein in weiten Bereichen des Harzers. selbst da, wo es nicht ansteht, haben es die Flüsse den Gruss kilometerweit verschleppt.


Da das Zeug besonders im Hochharz überall rumliegt muss man es bloß aufsammeln - und aufbereiten. Meine Fundstelle war im Oderteich, der zur Zeit so ziemlich leer ist und wo jede Menge Granitgruss anzutreffen ist.


Man braucht einen Eimer und passendes Gezähe. Und ein bißchen Glück, damit ein Nationalpark-Ranger nicht vorbeikommt und das macht, was er am besten kann: etwas verbieten. Damit ist erste Schritt, die Gewinnung, erledigt.


Für die Aufbereitung braucht man ein Sieb. Bzw. mehrere Siebe. OOK schwört ja auf Teesieb; ich auf Siebtürme. Dieses Mini-Exemplar ist ein Apotheker-Sieb. Neben einem Mörser ein weiteres nützliches Instrument aus der Apotheke. Die Siebe haben die Maschenweiten 10-5-4-3-2-1-0,5-... mm. Ich habe nur bis 0,5 mm gesiebt.


Hier wird gerade die 4-10 mm-Fraktion abgesiebt.


Und hier das Ergebnis meiner Arbeit. Von links nach Rechts: > 10 mm grob; < 10 mm fein, 4-10 mm, 3-4 mm. 2-3 mm, 1-2 mm, 0-5-1 mm, > 0,5 mm.
Ab 2 mm wird es sehr schwer, das noch feuchte Material durchzusetzen. Vielleicht werde ich nach dem Trocknen einen neuen Versuch unternehmen: 20 % der Arbeiten nehmen 80 % der Zeit in Anspruch.

Für Puristen ist sowas natürlich nichts: der recht grobkristalline Granit behält natürlich seine grobe Kristallstruktur. Aber die Farbe stimmt und es ist die Gewissheit da, dass es ECHTER Granit ist.

LG

Jörn


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02.09.2018 18:35
#2 Granitgrus als Schotter
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Hallo zusammen,

Granitgrus als Schotter zu verwenden, ist sicher geschickter als die Idee, die ich hatte: originale Schottersteine zu zerkleinern.
Purist hin oder her: ein Problem bleibt. Weder Granitgrus noch zerkleinerter Originalschotter hat nach dem Einschottern das Aussehen eines benutzten Schotterbettes. Einfärben ist also angesagt. Und wenn ich dann die ursprüngliche Oberfläche nicht mehr sehe, ist es eigentlich egal, woraus das Modellschotterbett besteht. Es kommt vielmehr darauf an, dass der verwendete Modellschotter die, mathematisch ausgedrückt, ähnliche Form zu den Originalschottersteinen aufweist. Wenn ich mir da deine groben Fraktionen ansehen, habe ich meine Zweifel. Die haben kaum spitze Kanten. Aber vielleicht haben die feineren Fraktionen ja eine andere Geometrie.

Gruß von Ruhr und Nette an den Granitgrus
Hans


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02.09.2018 19:37
#3 RE: Granitgrus als Schotter
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Hallo Hans,

Von wegen keine spitzen Kanten:


Die Fraktion 1-2 mm unterm Mikroskop. Man sieht aber auch noch viel Fehlkorn, wobei ich mir darauf ein Ei pellen werde.

LG

Jörn


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02.09.2018 21:23
#4 RE: Granitgrus als Schotter
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Genau das meine ich. Echter Schotter ist scharfkantig, da nicht durch Umwelteinflüsse nach dem Zerbrechen rundgeschliffen.
Ich habe mal Ausschnittsvergrößerungen von Schotterbetten gemacht - wird dann schon leicht unscharf, da der Schotter nicht mein Ziel war:


Schotter am Bahnsteig in Breyell


Schotter am Bahnübergang B7 in Breyell


Gleisbettung der Straßenbahn in Mülheim - Dümpten


Mein Modellschotter (Porphyr von Spurenwelten), der nach dem Verkleben hier etwas nachgedunkelt ist und durch den verwendeten Latexkleber ziemlich glänzt. (Noch) nicht weiter eingefärbt. Die verwendete Smartphonekamera ist bei dieser Ausschnittsvergrößerung dann auch am Ende. Meine Bahn ist auch nicht für Betrachtung aus 10 cm Entfernung gedacht. Dafür ist sie zu groß. Ich bau ja kein Diorama. Insofern ist meine Argumentation vielleicht etwas überspitzt gewesen. Dir ging es ja um den Identität stiftenden Granitgrus.
Ach ja, meine Standardentschuldigung für die Schotterfarbe habe ich vergessen: ich bin ja farbenblind.

Gruß von Ruhr und Nette
Hans


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02.09.2018 21:58
avatar  Gilpin
#5 RE: Granitgrus als Schotter
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Hi Ihr beiden,
nicht, dass hier ein thread ohne Wiesbaden-Waldstraße entsteht: so weit ich Eure Kontroverse verstanden habe, geht's (neben der Spitzigkeit der Steine und deren Nachbildung in H0) um blaugrau vs. braun bis hellbraun. Folgendes Foto vom Schottertet daselbst:



Ich sag' mal fifty-fifty... gemischt.

Minimal ernster: die Färbung der Schottersteine hängt nicht nur von der Gesteinsfarbe ab: hinzu kommen Spuren der Fahrzeuge (Bremsstaub, Öl), Witterung (Regen und Smog) und der Rost der Schienen und Schwellen. Auf einer anderen Ebene: was in Breyell gilt, muss im Harz nicht gültig sein.

Ich wünsche einen Guten Start in die Neue Woche,
Reiner

NB: man beachte den Sockel in der Mitte der Abbildung: Fuß eines Formsignals?


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03.09.2018 07:25
#6 RE: Granitgrus als Schotter
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Moin,

noch ein Ding in eigener Sache: Es geht mir hier NICHT um Gleisschotter (dafür verwende ich Gabbro und Diabas vom Hersteller), sondern um Gestein, was in der Landschaft rumliegt. Wege, Bachbetten - Klippen/Felsen etc. Über Gleisschotter kann man ganze Modellbaubücher füllen...

LG

Jörn


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03.09.2018 10:45
#7 RE: Granitgrus als Schotter
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Hallo, ich habe meinen Schotter auch selbst gemacht, die Sieb-Methode so ähnlich, wie es Jörn beschrieben hat. Als Ausgangsmaterial habe ich einfachen Rheinsand genommen, der ist zwar nicht richtig scharfkantig, aber so genau sollte man bei meiner Anlage sowieso nicht hinschauen.



Die Färbung habe ich dadurch erreicht, dass ich dem Kleber (verdünntes Ponal) etwas Farbe hinzugefügt habe. Diese Farbe setzt sich nicht gleichmäßig an den Sandkörnern fest, so dass diese melierte Struktur entsteht. Der Nebenbahnschotter (oberes Gleis) bekam viel weniger Farbe, deshalb ist er heller.

Mit Hp1-Gruß - Helmut


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03.09.2018 16:58
#8 Granitgrus als Schotter
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Hallo Jörn,

Zitat von Silbergräber im Beitrag #6

noch ein Ding in eigener Sache: Es geht mir hier NICHT um Gleisschotter (dafür verwende ich Gabbro und Diabas vom Hersteller), sondern um Gestein, was in der Landschaft rumliegt. Wege, Bachbetten - Klippen/Felsen etc.



ja, wenn du Geröll nimmst, um Geröll darzustellen, ist das sicher eine gute Idee.

Gruß von Ruhr und Nette
Hans


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05.09.2018 15:22
#9 RE: Granitgrus als Schotter
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Ich muss mich bei Euch entschuldigen: wie ich gerade feststelle, habe ich selber die Überschrift "Schotter selbst gemacht" gewählt. Das ist natürlich völliger Unsinn, da Schoter hier allenfalls eine Nebenprodukt ist. Vielmehr geht es mir hierbei um selbstgemachte identitätsstiftende Landschaftsbaumaterialien. Den Ausführungen von Hans zum Thema Schotter stimme ich umfänglich bei. Mea culpa!

LG

Jörn


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08.09.2018 19:12
avatar  Gilpin
#10 RE: Granitgrus als Schotter
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Hallo Jörn,

es gibt eine Bodenbeschaffenheit "Schotter" in der Natur:



... und das ist offensichtlich gut so!

Schönen Sonntag,
Reiner


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13.09.2018 21:40
#11 RE: Granitgrus als Schotter
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Moin,

der helle Brockengranit ist ein schöner Stein, nicht umsonst heisst der Harz auch "Quadratmeile der Geologie" wobei es hier noch viel mehr verschiedene Granite gibt. Der helle Brockengranit hat kaum Festigkeit und taugt eigentlich zu gar nichts (ausser z. B. als Dichtmittel im Oderteich-Damm zwischen dem wasser- und liftseitigen Zyklopenmauerwerk).
Nicht umsonst haben vor allem im Nordharz viele Gabbro und Diabas-Steinbrüche aufgemacht uns sind z. T. noch heute in Betrieb; DA kam/kommt der Eisenbahnschotter her!

Als Harzer bediene ich mich auch gerne der Vielzahl an Gesteinen, die es hier gibt, aber den Brockengranit nutze ich nur fein gesiebt für Wege ...

Für Dich mit der H0m-Schmalspurbahn würde sich da eher Oberschulenberger Haldenmaterial anbieten (auf der Nordseite der L517 unterhalb vom obersten Ortteil von Oberschulenberg auf der Nordseite der Strasse); einfacher gehts aber (praktisch gleiches Gestein) von der alten Clausthaler Halde unterhalb der ehemaligen Zentralaufbereitung am Ottiliaeschacht (Richtung Frankenscharrnhütte)).
Zur Landschaftsgestaltung typisch in "Deiner" Gegend ist der an der Okertalsperre durch den Bau der Strasse freigelegt Tonschiefer; dabei liegen Schieferung und Schichtung praktisch orthogonal aufeinander, weshalb er zumeist nicht als Dachschiefer nutzbar ist und schnell verwittert; damit werden immer wieder neue Flächen freigelegt, die durch Bewuchs mit Birken (so bis ca 5m Höhe) und Heidekraut gekennzeichnet sind. Schiefer kann man überall an der Okertalsperre an den Parkplätzen "aufsammeln. Wie das im Bachlauf aussieht sieht man in der Schalke, im Bach im Schnabeltal und im Bach im Mertenstal.

Mit freundlichem Oberharzer Glückauf
Klaus


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14.09.2018 08:43 (zuletzt bearbeitet: 14.09.2018 19:41)
#12 RE: Granitgrus als Schotter
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Hallo Klaus,

Du sprichst einige wichtige Punkte an und gibst mir wichtige Impulse bezüglich Ident-Element Geologie.

Die Oberschulenberger Halde habe ich natürlich auch schon im Visir, zumal man hier noch kleinere Stücke Zinkblende und vereinzelt Bleiglanz und Kupferkies finden kann - Ladegut für die Nordharz-Eisenbahn. Die Pochsandhalde ist auch ein guter Hinweis; ich will da bloß nicht die dünne Rekultivierungsschicht aufreißen ;-)

Die freigeleten und damit zu ewigen Scherereien führenden Tonschiefer-Bänke und Grauwacke-Schichten sind auf jeden Fall ein Muss für die Nachbildung im Modell. Werde am Wochenende wohl mal wieder Wandern gehen und einen großen Rucksack mitnehmen

LG

Jörn


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14.09.2018 19:46 (zuletzt bearbeitet: 14.09.2018 19:47)
#13 RE: Granitgrus als Schotter
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Et voila:



Schulenberger Haldenmaterial, gesiebt - und gewaschen! Um die Pflanzenreste herauszubekommen, habe ich die entsprechenden Fraktionen im Gegenstromverfahren über der Regentonne gewaschen...

LG

Jörn


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01.12.2018 11:07
#14 RE: Granitgrus als Schotter
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Heute mal was ganz spezielles und identitätsstiftended:


einen ganzen 30 l-Eimer mit kleingebrochenem Roherz von der Hilfe Gottes. Fragt mich nicht, wie ich daran gekommen bin, aber klassiert und ein bisschen sortiert, und dann habe ich wunderbares Lafegut.

LG

Jörn


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01.12.2018 13:10
#15 RE: Granitgrus als Schotter
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Zitat von Silbergräber im Beitrag #14
Fragt mich nicht, wie ich daran gekommen bin,...

Ich nehme an es ist von der Lore gefallen!

Grüße Hubert

"Sir, we are surrounded!" - "Perfect, so now we can attack in every direction!"

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03.12.2018 13:17 (zuletzt bearbeitet: 03.12.2018 13:27)
#16 RE: Granitgrus als Schotter
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Bei der Grube fällt schon seit mehr als 26 Jahren nichts mehr von der Lore ...


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03.12.2018 13:18 (zuletzt bearbeitet: 03.12.2018 14:21)
#17 RE: Granitgrus als Schotter
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warum fährst Du nicht mal nach Wolfshagen in den alten Diabasbruch (weiss allerdings nicht, ob man da was "wegnehmen" kann) oder gar nach Bad Harzburg zur NNG für'n Eimer Gabbro oder zum Diabaswerk Huneberg an der B4 ... alles "klassische" Schotterhersteller; das Erz wäre mir zu "bunt" und man könnte es IMHO eigentlich nur in der Nähe einer Verladestelle finden ... mit feineren Anteilen hat natürlich mancher Oberharzer seine Gartenwege gestaltet... nun gut die Oberharzer Fauna hat sich im Laufe der Jahre an die hohe Bleibelastung gewöhnt ... gibt ja dort sogar eine Heidepflanze, die in der Lage ist, Blei in ihre Struktur aufzunehmen (unterhalb von Clausthal gegenüber von der alten Zentralaufbereitung) ...


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18.04.2020 09:00
#18 RE: Granitgrus als Schotter
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Moin zusammen,

um an Diabas/Gabbro zu kommen, habe ich den großen Vorteil, dass bei mir in der Nähe ein Asphalt-Mischwerk genau diesen Schotter verarbeitet.

Wenn man die Mitarbeiter freundlich fragt, darf man(n) sich ein paar Eimer Brechsand mitnehmen.
Vorher und hinterher geht's selbstverständlich über die "Fuhrwerks"-Waage ...

Aus dem Brechsand lässt sich, mittels Analysen-Sieben, Gleis-Schotter für unterschiedliche Maßstäbe herstellen.
Hier z.B. für H0 :





Geklebt habe ich den Schotter mit verdünntem, matten Acryl-Binder.


Tschüß aus Leese

Frank-Martin


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19.04.2020 12:18 (zuletzt bearbeitet: 19.04.2020 12:49)
avatar  BerndK
#19 RE: Granitgrus als Schotter
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Hallo Frank-Martin,

danke fürs Zeigen. Bin selber auch grad am Schotterthema. Dabei habe ich festgestellt, daß solche Siebe sehr praktisch wären. Hochwertige Marken-Analysesiebe wie das hier kosten mehr als ich in einem Leben für käuflichen Schotter ausgeben müßte. Wo hast Du Deine bezogen? Ich hab mir zum Probieren dann welche aus dem Aquaristik-Bedarf (Artemia) besorgt, aber das ist nur Plastik mit fraglicher Lebensdauer bei zweckentfremdetem Sand-Sieben.

Die Körnung hast Du finde ich für H0 sehr gut ausgewählt. Habe diverse H0 Schotterproben hier und auch TT. Passte mit den Proportionen einer H0-Figur verglichen beides nicht so recht. Inzwischen auch eine 0,6-0,8er Siebung, der wird's wohl werden.

Hier mal zum Vergleich (links oben TT, links unten Körnung 0,6-0,8, rechts H0)


Gruß
Bernd


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19.04.2020 16:56 (zuletzt bearbeitet: 19.04.2020 16:57)
#20 RE: Granitgrus als Schotter
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Hallo Bernd,

ich könnte nun schreiben, dass ich meine Siebe bei Haver&Boecker erstanden habe, stimmt aber nur zum Teil.

Vor gut fünfundzwanzig Jahren hatte ich einfach Glück ! muss ja auch mal sein.

Zu der Zeit arbeitete ich in einem großen Chemie-Unternehmen, als Betriebs-Elektriker. In einem der Labore wurde, auf Kundenwunsch, die Sieb-Analyse von Drahtgewebe-Sieben auf solche mit gestanztem Lochblech umgestellt. Nach mehreren Monaten mit Vergleichs-Siebungen, sollten die alten Drahtgewebe-Siebe entsorgt werden ... nun, die Entsorgung habe ich abgewickelt.

Seitdem habe ich einige Analysensiebe mit 20cm Durchmesser von 0,2mm bis 2,0mm Maschenweite, teilweise in 1/10mm-Schritten steigend.

Da diese Siebe aber gefühlte 50Jahre im Gebrauch waren, haben sich bei mir auch schon bei zwei Sieben ein paar Drähte in Wohlgefallen aufgelöst. Da habe ich dann bei H&B neu bestellt ...


Tschüß aus Leese

Frank-Martin


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