Triptis II - Sperrfahrt zur Ausweich-Anschlussstelle

18.09.2017 18:58
#1 Triptis II - Sperrfahrt zur Ausweich-Anschlussstelle
avatar

Die Kleinstadt Triptis liegt an der Thüringer Porzellanstraße, die sich durch eine Vielzahl von keramikverabeiteten Manufakturen und Firmen auszeichnet. Zu den Produkten gehören neben klassischem Haushaltsporzellan auch Steinzeug (beispielsweise Isolatoren für die Hochspannungstechnik) und alle Arten von Ziegeln.

Auf meiner Anlage sind zu diesem Thema zwei Porzellanfabriken und eine Ziegelei nachgebildet, wobei das Porzellanwerk Triptis eine besondere Rolle spielt. Es verfügt über einen Gleisanschluss, über den die Rohstoff-Versorgung (Kaolin, Ton, Feldspat, Quarzsand, Kohle, ...) und zum Teil der Abtransport der Produkte geschah. In der Epoche 3 spielte die Produktion von Hochspannungs-Isolatoren eine große Rolle; ich kann mich selbst noch an die Berge von Isolatoren-Ausschuss erinnern, die auch abtransportiert werden mussten.

Wie schon erwähnt, werden auf meiner Anlage die Rohstoffe Kaolin und Ton per Sperrfahrt aus der nahegelegenen Grube in Gütterlitz herbeigeschafft. Es stehen einige Klappdeckelwagen und eine Köf zur Verfügung.



Ausgangssituation: Die Rangiergruppe steht im Anschlussgleis (Gleis 20), die zugehörige Gleissperre Gs2 ist aktiv (Bild3). Der Schlüssel W71 steckt im Stellwerk in der zugehörigen Schüsselsperre und ist gegen Entnahme gesperrt (Bild4). Zugfahrten von und nach Auma über Gleis 1 und Gleis 3 sind möglich.







Wenn eine Sperrfahrt notwendig ist, dann fordert der Rangierleiter zuerst eine "normale" Rangierfahrt 2001 (also von Gleis 20 nach Gleis 01) beim Stellwerk an. Wie das genau gemacht wird, werde ich demnächst in einer besonderen Beschreibung des Rangierdienstes erklären. Jedenfalls wird das Stellwerk die Weichen 20 und 22 auf Abzweig stellen und die Gleissperre Gs2 ablegen (Bild 5).



Jetzt ist eine Zugfahrt aus Auma nur noch nach Gleis 3 möglich. Der Tf der Köf bekommt den Fahrauftrag (für diesen Fall ist vereinbart, dass die abgelegte Gs2 als Fahrauftrag gilt) und zieht vor bis an das Wartezeichen W1 auf Gleis 1. Der Rangierleiter hat inzwischen die Sperrfahrt 0171 beim Stw angefordert (Bild 6), das Ladegleis in der Awanst läuft im Stw Triptis unter Gleis 71.



Das Stw besorgt sich zunächst die Erlaubnis nach Auma (der Fdl Auma muss dazu sein Erlaubnisfeld blocken) und stellt die Rangierstraße von Gleis 01 auf das Streckengleis. Jetzt kann er die Schlüsselsperre entsperren und das Wartezeichen w2 auf Sh1 stellen. An der Schlüsselperre zeigt ein weißer Leuchtmelder an, dass die Fahrstraße für die Sperrfahrt gestellt ist und dass der Schlüssel frei ist (Bild 7). Das Fahrrad auf dem Trittbrett der Köf wird später noch gebraucht!



Dadurch, dass die Erlaubnis nach Auma geblockt ist, kann der Fdl Auma keine Zugfahrt von Auma nach Triptis freigeben. Wenn dieser Vorgang gegen Bedienfehler abgesichert werden soll, dann muss es für die Sperrfahr-Rangierstraße einen Fahrstraßenhebel geben, der die erforderlichen Abhängigkeiten sicherstellt. Beim Vorbild wird der Rangierleiter jetzt zum Stellwerk gehen, den Schlüssel entnehmen und in die Tasche stecken. In meiner Anlage bleibt der Schlüssel (obwohl entnehmbar) erstmal stecken, dadurch bleibt das Rangierfahrpult in Triptis aktiviert, so dass ich als Bediener/Rangierleiter die Rangiergruppe fahren kann. Das mache ich auch und fahre die Rangiergruppe aufs Streckengleis. Nach der scharfen Linkskurve in der Ausfahrt (Bild 8) verschwinden die Fahrzeuge hinter der Kulisse.



Ich hatte geplant, zur Ortung der Fahrzeuge ein akustisches Signal am Vorsignal der Einfahrt nach Auma einzubauen. Bei den ersten Probefahrten hat sich herausgestellt, dass die Rangiergruppe vom Bedienstandort in Triptis sehr wohl wieder sichtbar wird, bevor sie in die richtigen Position zur Einfahrt in die Awanst kommt; ich muss nur einen halben Schritt nach links machen.



Also: Wenn die Fahrzeuge bis hinter die Weiche 71 gefahren sind (Bild 9 - das dauert bei 30 km/h ziemlich lange, es sind immerhin etwa 3 Strecken-km, das macht 6 Minuten in Modellzeit, also "echte" 2 Minuten!), dann halte ich an und ziehe den Schüssel ab. Dadurch wird das (rechnergesteuerte) Rangier-Fahrpult vom Streckengleis weggeschaltet. Im Bild 9 ist übrigens rechts das kleine Stellwerk mit zwei Hebeln zu erkennen, mit denen die Weiche 71 und die Gleissperre Gs71 gestellt werden.

Nun begebe ich mich zur Awanst, dort stecke ich den Schlüssel in die dortige Hebelsperre und drehe ihn. Jetzt kann der virtuelle Rangierleiter den Weichenhebel 71 und danach den Gleissperren-Hebel Gs71 umlegen. Im Modell werden Weiche und Gleissperre von einem Antrieb umgestellt, außerdem wird das dort befindliche (analoge) Rangierfahrpult über die auf Abzweig gestellte Weiche 71 auf das Streckengleis geschaltet, so dass ich die Rangiergruppe auf das Ladegleis fahren kann (Bild 10).



Weiche und Gleissperre werden jetzt wieder in die Ausgangsstellung gebracht, der Schlüssel ist dann wieder entnehmbar. Der muss jetzt wieder ins Stw Triptis zurück, damit die Sperrung des Streckengleises aufgehoben werden kann. Die Rangiergruppe samt Köf verbleibt aber in der Awanst, damit alle Wagen nacheinander unter das Verladesilo gefahren werden können (das analoge Fahrgerät wirkt auch bei abgezogenem Schlüssel, dann aber nur auf dem Ladegleis - Bild 11).



Wie kommt der Rangierleiter zurück nach Triptis, um den Schlüssel abzuliefern? Zum Glück hat die Köf ein breites Trittbrett, auf dem man auch ein Fahrrad abstellen kann! Das holt sich der Rangierleiter und fährt damit über die gut ausgebaute Landstraße von Gütterlitz zurück zum Bahnhof Triptis (Bild 12).



Erst wenn der Schlüssel in Triptis wieder gesteckt und gedreht ist, kann die Rangierstraße und damit der Verschluss der Erlaubnis wieder aufgelöst werden, so dass der Zugverkehr auf dem Streckengleis wieder aufgenommen werden kann.

Wenn das Ladegeschäft in Gütterlitz beendet ist, kann die Rangiergruppe mit einer weiteren Sperrfahrt in den Bahnhof zurückgeholt werden: Der Rangierer fordert in Triptis die Sperrfahrt (7101 - Bild 13) an,



holt sich den Schlüssel aus dem Stw, fährt mit dem Fahrrad nach Gütterlitz, steckt dort den Schlüssel und stellt den Fahrweg vom Ladegleis auf das Streckengleis; die Rangiergruppe fährt dann auf das Streckengleis. Der reale Bediener (zB ich) läuft mit dem Schlüssel zurück zur Schlüsselsperre und zum Rangierpult im Bahnhof, von wo er die Rangiergruppe samt virtuellem Rangierer und Fahrrad in den Bahnhof auf Gleis 01 zurückfährt, nachdem er das Rangierpult durch das Stecken und Drehen des Schlüssels wieder aktiviert hat. Dann kann er die Sperrfahrt auflösen und die Rangiergruppe mit einer regulären Rangierfahrt auf das Anschlussgleis des Porzellanwerks bringen, damit dort der Rohstoff dem Produktionsprozess zugeführt werden kann.

Der fahrplanmäßige Betrieb auf der Hauptstrecke und jenseits des Bahnhofs Auma kann währenddessen ungestört weiter laufen.

Falls für die Sperrfahrt kein Fahrstraßenhebel vorhanden ist, dann trägt der Fdl Triptis die Verantwortung für die Streckensperrung. Er kann die Sperrung allein aufrecht erhalten, denn nur er kann die Erlaubnis nach Auma durch Blocken seines Erlaubnisfelds abgeben. Um den Sperrzustand zu betonen, wird er am Erlaubnisfeld nach Auma ein Merktäfelchen "Sperrfahrt" und am Fahrstraßenhebel für die Zugstraßen nach Auma für die Dauer der Sperrfahrt ein Hilfssperre anbringen. Die Hilfssperre verhindert das versehentliche Umlegen des Fahrstraßenhebels. Das Blocken des Erlaubnisfelds darf nur möglich sein, wenn der Schlüssel in der Schlüsselsperre steckt und gedreht ist; der Fahrstraßenhebel für die beiden Zugstraßen auf die Strecke nach Auma darf nur umgelegt werden können, wenn der Schlüssel am Platz ist. Umgekehrt darf der Schlüssel nur entnommen werden können, wenn Triptis die Erlaubnis hat (also wenn der Fdl Auma sein Erlaubnisfeld geblockt hat) und wenn keine Zugstraße nach Auma festgelegt ist.

Viel Spaß beim Lesen! - Mit Gruß - Helmut


 Antworten

 Beitrag melden
17.12.2021 19:35 (zuletzt bearbeitet: 17.12.2021 19:36)
#2 RE: Triptis II - Sperrfahrt zur Ausweich-Anschlussstelle
avatar

... weil Du uns ja hierherverwiesen hast, hab ich das wieder einmal durchgelesen - und nun (erst) fällt mir auf: Hat es so eine Awanst mit "Fahrrad-Kommunikation" wirklich gegeben? Ja, ich weiß, bei Sicherungsanlagen war nichts unmöglich - aber ...

* wenn's einen Streckenblock auf der Strecke gibt, hätte man dafür sicher auch Blockfelder eingerichtet (Zustimmungsfelder, nehme ich mal an);

* und sogar ohne Streckenblock kann man extra dafür eigene Blockfelder montieren (wie eben in Pitten), für die man grade mal zwei Drähte auf den Telegrafenmasten braucht.

* Zuletzt könnte man auch während der eingesperrten Sperrfahrt Züge mit Befehl am haltzeigenden Ausfahrsignal des vorherigen Bahnhofs (das zugleich ja Deckungssignal ist) vorbei ausfahren lassen, wenn das selten genug der Fall ist (wenn öfter, wird man die Blockfelder nachrüsten, würde ich meinen)?

H.M.


 Antworten

 Beitrag melden
18.12.2021 10:32 (zuletzt bearbeitet: 18.12.2021 10:34)
#3 RE: Triptis II - Sperrfahrt zur Ausweich-Anschlussstelle
avatar

Hallo Harald, bei meinem Vorbild gab es an dem Streckenabschnitt zwischen Triptis und Auma zwar das Dorf Gütterlitz, die Awanst war allerdings meine Idee, die hätte da gut sein können. Kaolin- und Tonabbau gab es in der dortigen Gegend öfter, die "Thüringer Porzellanstraße" findet man in dieser Region. Deshalb gibt es auf meiner Anlage vorbildentsprechend auch zwei Porzellanfabriken.

Die Signalausstattung im Modell ist etwas komfortabler als beim Vorbild, die Nebenstrecke des Vorbilds hatte in den meisten Zwischenbahnhöfen keine Ausfahrsignale und keinen Streckenblock (zumindest nach 1945). Meine Absicherung über das Erlaubnisfeld zwischen Triptis und Auma wäre also beim Vorbild nicht möglich gewesen.

In meinem Stellwerk Triptis gibt es einen (virtuellen) Fahrstraßenhebel für die Sperrfahrt zur Awanst und zurück, darüber wird die Erlaubnis nach Auma festgelegt und der Schlüssel zur Awanst freigegeben.

Das mit dem Fahrrad war meine Idee, denn irgendwie muss der Schlüssel ja wieder ins Stellwerk zurück kommen, wenn die Rangiergruppe für längere Zeit in der Awanst eingeschlossen bleibt!

Mit Hp1-Gruß - Helmut


 Antworten

 Beitrag melden
18.12.2021 11:09
avatar  Gilpin
#4 RE: Triptis II - Sperrfahrt zur Ausweich-Anschlussstelle
avatar

Hi Helmut,

ich erinnere mich an eine alte MIBA, in der es genau so eine Köf mit einem Fahrrad auf dem Umlaufblech (beim Vorbild) gab. Jetzt ahnen wir den Zweck der Maßnahme...

Ich wüsste leider nicht, wie ich nach diesem sehr knappen, wenn auch bebilderten Bericht suchen sollte.

Einstweilen eine beschauliche Zeit,
Reiner


 Antworten

 Beitrag melden
18.12.2021 15:53
#5 RE: Triptis II - Sperrfahrt zur Ausweich-Anschlussstelle
avatar

Hallo Helmut -

für Infos. Da es "nichts gibt, was es nicht gibt", ist das sicher eine Möglichkeit - allerdings würde ich das schon unter "prototype freelancing" führen = "es könnte prinzipiell irgendwo so gewesen sein, mehr überlegen wir uns eher nicht".

Hallo Reiner, der Grund für Deine beladene Köf ist eher, dass irgendeine Anschlussstelle selbst Weichen in so großem Abstand hatte, dass man den Rangierern die längeren Märsche erleichtern sollte ... wobei, bei genügend Schnee oder auch Sturm wird sich der Rangierer dann doch zu Fuß durchkämpfen müssen: Dann braucht's doch wieder länglich.

H.M.


 Antworten

 Beitrag melden
18.12.2021 18:07
avatar  Gilpin
#6 RE: Triptis II - Sperrfahrt zur Ausweich-Anschlussstelle
avatar

Hi HM,

Zitat von hmmueller im Beitrag #5
bei genügend Schnee ... wird sich der Rangierer dann doch zu Fuß durchkämpfen müssen,
es sei denn, anstatt des Fahrrads nimmt er Langlaufskier mit. Ich habe mittlerweile das MIBA-Gesamtinhaltsverzeichnis durchsucht, aber nichts gefunden.

Schönen Vierten Advent wünsche ich schon mal,
Reiner


 Antworten

 Beitrag melden
20.12.2021 10:54
avatar  dave
#7 RE: Triptis II - Sperrfahrt zur Ausweich-Anschlussstelle
avatar

Hallo zusammen,

interessantes Thema! Für ein Problem gibt es natürlich viele Lösungen und wie Harald schon geschrieben hat, es gibt nichts, was es nicht gibt. Mir stellt sich die Frage ob man beim großen Vorbild in so einer Situation nicht "tauglich" (österr.), also mit Fahrstraße und Signal in Freistellung, ausfahren würde. Dadurch hätte man ein höheres Sicherheitsniveau leicht erreicht, denn "zwei Helle" sind beim echten Wartesignal leicht gestellt. Beim (elektro-) mechanischen Stellwerk braucht das halt eigene Ausfahrstraßen (oder heißt das Ausfahrfahrstraße?).

Grüße
Dave


 Antworten

 Beitrag melden
30.12.2021 01:12
#8 RE: Triptis II - Sperrfahrt zur Ausweich-Anschlussstelle
avatar

Ich weiß,
ist hier eigentlich OT, aber bei Reiners Erwähnung des Fahrrades als Rangierer-Transportvehikel musste ich an diese Szene denken, die ich Anfang des Jahres aus dem Zug heraus in Olten aufnahm:


https://abload.de/image.php?img=20210224_104511djkcs.jpg

Zu sehen eine Eem 923, wie sie dem an dieser Stelle neugebauten(!) Migros-Lager einen Kühlwagen zustellt.
Überblickt vom links ganz lässig auf seinem Fahrrad lehnenden Rangierer ;)

Gute Nacht,
Alex


 Antworten

 Beitrag melden
30.12.2021 05:27
#9 RE: Triptis II - Sperrfahrt zur Ausweich-Anschlussstelle
avatar

Moin Alex,

Genauso OT aber ich muß Dich korrigieren:

Zitat von Fischkopp im Beitrag #8



https://abload.de/image.php?img=20210224_104511djkcs.jpg

Zu sehen eine Eem 923, wie sie dem an dieser Stelle neugebauten(!) Migros-Lager einen Kühlwagen zustellt.



Dies ist kein Kühlwasser sondern ein normaler Hbills Wagen.

Zum Fahrrad kann auch ich beitragen, daß seinerzeit in Weil am Rhein Hafen ebenfalls von SBB Cargo Fahrräder vorgehalten wurden um Zugpapiere zum Zoll zu bringen.

Gruß Kai-Nils

Die Kunst eine Lokomotive zu führen kann nur durch jahrelanges Studium, geduldiges Üben und Erfahrung erworben werden.
(The Australian Locomotive Enginedriver's Guide)

 Antworten

 Beitrag melden
30.12.2021 12:16
#10 RE: Triptis II - Sperrfahrt zur Ausweich-Anschlussstelle
avatar

Man sollte
nach einer bestimmten Uhrzeit keine Beiträge mehr verfassen...


 Antworten

 Beitrag melden
30.12.2021 15:33
#11 RE: Triptis II - Sperrfahrt zur Ausweich-Anschlussstelle
avatar

Zitat von Fischkopp im Beitrag #10
Man sollte
nach einer bestimmten Uhrzeit keine Beiträge mehr verfassen...

Lieber doch - das ist (a) eine absolut coole Situation - eben wg. Einzelwagenzustellung UND Fahrrad; und (b) der Lebenszweck eines Forums, dass man auch über die "Haare in der Suppe" (falsche Metapher - egal) diskutiert!

H.M.


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!