Planen ist gut, bauen ist besser.

03.02.2017 19:46
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#1 Planen ist gut, bauen ist besser.
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OOK

In einer älteren britischen Modellbahnzeitschrift schreibt der Erbauer einer 3mm (also TT)-Anlage (8' x 18', ein kl. Bahnhof mit vier Weichen + Ansatzkassette):

I get a tremendous satisfaction from just looking at the layout and being able to say 'I built that'

Es ist also wirklich nicht viel, was er da gebaut hat, und die Gestaltung ist ordentlich aber schlicht. Aber er hat das gebaut. Und das gibt ihm was.
Damit niemand auf die Idee kommt, dieses kleine Werk gering zu schätzen, hier noch ein wichtiges Detail. Es ist 3mm to the foot, ja, aber nicht mit 12 mm TT-Spurweite, sondern fince scale mit 14,2mm Spurweite. Alle Gleise und Weichen selbstgebaut!

Mir geht es nur darum, dass man nicht nur plant und redet, sondern baut - und sei es noch so bescheiden. Man wird stolz auf sich sein.

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24.03.2017 10:58
#2 RE: Planen ist gut, bauen ist besser.
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Wahre Worte!


Gruß
Joachim


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24.03.2017 11:20 (zuletzt bearbeitet: 24.03.2017 12:20)
#3 RE: Planen ist gut, bauen ist besser.
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Vielleicht sollten hier mal diskutieren, was die Leute vom Bauen abhält oder ausbremst.
Die meist genannten Gründen sind: Platz, Zeit und Geld.
In meinem Fall aber wurde ich eher zum Drang zum Hyperrealismus ausgebremst, all die schönen Anlagen aus Presse und Foren und da will man erst mal nicht zurückstecken.

Zitat von Pfalzbahn im Beitrag Schreiner werd ich nie ....
Zum Hyperrealismus: Vielleicht hält er uns alle etwas vom Bauen ab, mit dem C -Gleis bin ich in 3 Wochen weiter gekommen als in einem Jahr mit Weinert. Und beim ersten Rangieren mit meiner 94er war mir das Gleis erst mal ziemlich egal.
Der Versuch mit dem Weinertgleis war nicht umsonst, zu einem zeigte er die Machbarkeit und zu anderen die handwerklichen und zeitlichen Grenzen. Auch Allen McClelland hat bei seiner letzten Anlage auf Industriematerial zurückgegriffen um die Anlage fertig stellen (betriebsbereit) zu können.
Was "Good enough" ist muss schließlich jeder für sich selbst entscheiden. Und Makroaufnahmen in der MIBA sind nicht alles...

Enge Radien und Weichen sind doof, das Material muss von Sifflor sein und, und ...
Okay, jeder muss selbst wissen wo seine Schmerzgrenze im Hobby liegt.
Bei mir liegt sie inzwischen höher ... :-)

Grüße Hubert

"Sir, we are surrounded!" - "Perfect, so now we can attack in every direction!"

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24.03.2017 14:49
avatar  mobama
#4 RE: Planen ist gut, bauen ist besser.
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Hallo Hubert,

Zitat von Pfalzbahn im Beitrag #3
Vielleicht sollten hier mal diskutieren, was die Leute vom Bauen abhält oder ausbremst.
...
Enge Radien und Weichen sind doof, das Material muss von Sifflor sein und, und ...
Okay, jeder muss selbst wissen wo seine Schmerzgrenze im Hobby liegt.
Bei mir liegt sie inzwischen höher ... :-)



Ich finde es gut, dass Du Dich von diesen selbstauferlegten Zwaengen befreien konntest! Ich muss noch daran arbeiten!

In meinem Fall ist es weniger der gestalterische Hyperrealismus, sondern vielmehr der planerische Hyperrealismus (ich weiss jetzt kein Wort, das hierfuer gut passen wuerde).

Mein Problem: Durch die vielen Vorbilder, die immer erstmal zu passen scheinen aber auf den 3ten Blick entweder als unpassend oder zu langweilig erweisen, irre ich etwas umher. Mittlerweile bin ich dabei, meine Ansprueche von Protype-Freelancing langsam in Freelancing zu verschieben (wo ich mit welcher Idee genau bin, ist vermutlich nur eine akademische Frage).

Mein Ansatz ist z.Z., Vorbild-Szenen aus dem Zielbereich, den ich darstellen moechte, zu sammeln und sie nach und nach abwaegend zusammenzusetzen. Denn verkompliziert wird meine Situation dadruch, dass bereits ein kleiner Landbahnhof (Provence) fertig ist und ich ihn so mag, dass ich ihn nicht abreissen will. Daher muss natuerlich alles andere, das nun folgt, sowohl passen (Groesse, Wirkung) als auch interessant sein. Nicht einfach. Aber das soll hier nicht das Thema sein.

Nun wird vermutlich jemand mit starken Vorbild-Ambitionen sich seinen Teil denken und abwenden, aber letztendlich ist es mir (bereits fast) egal.

Also zusammenfassend: Vom Bauen kann einen auch die Vorbild-Suche mit zu hohem Anspruch abhalten. Immerhin soll die Anlage auch Spass machen, sonst haben wir Spass beim Bau und bauen fuer die Tonne.

Gruss Martin


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24.03.2017 21:54 (zuletzt bearbeitet: 28.03.2017 09:11)
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#5 RE: Planen ist gut, bauen ist besser.
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OOK

Bei mir sind im Laufe der Jahrzehnte etliche Leute durchgegangen, die angeblich oder vermeintlich eine Anlage bauen wollten. Aber immer wieder wurde daraus nichts, aus den unterschiedlichsten Gründen. Das jüngste Beispiel ist erst wenige Wochen her. Ein Modellbahner schrieb in einem der bekannten Foren, dass er durch die Lektüre meines Blauen Buches seine ganze Modellbahnerei neu denken muss und sucht nun Unterstützung bei der Planung einer neuen Anlage.
Zufällig las ich das und dachte, na wenn er schon auf mein Buch Bezug nimmt, kann ich ja auch bei der Planung etwas behilflich sein. Da stellte sich heraus, dass er so nah wohnt, dass man sich besuchen kann. Also lud ich ihn erst einmal ein, meine Anlage anzuschauen.
Er kam, war angetan und erklärte mir, wie er sich seine neue H0-Anlage prinzipiell denkt, einen Raumplan hatte er auch mit. Nachdem ich in seinem Thread ein paar Vorschläge gemacht hatte, dachte ich mir, es sei besser, sich seine Gegebenheiten mal anzuschauen und nach besseren Lösungen Ausschau zu halten.

Dieser Lokaltermin fand auch statt, und ich entdeckte in der Tat neue Möglichkeiten, an die er nicht gedacht hatte. Wieder zuhause setzte ich mich an den Rechner und entwarf einen neuen Plan für ihn. Er war begeistert. Jetzt könne er eine richtig gute Anlage bauen. Dann hörte ich eine Zeit lang nichts mehr von ihm.

Dann kürzlich kam eine email, er danke mir für die Unterstützung, aber er habe jetzt seine alte Liebe wieder entdeckt: Spur N. Und in der Baugröße könne er wesentlich mehr von seinen Träumen realisieren. Er wisse auch, wie.
Ende der Story.
Was war passiert? Er hatte nach meinem Besuch und meinen neuen Vorschlägen festgestellt, dass jetzt der richtiger Plan da war, und er nun anfangen könnte, die Anlage zu bauen. Beziehungsweise anfangen müsste. Da muss er sich wohl ziemlich erschrocken haben und hat vor Schreck schnell die Baugröße gewechselt. Früher hätte mich das wütend gemacht. Heute lächele ich darüber. Wieder einer, der lieber plant und plant, statt endlich anzufangen.

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25.03.2017 19:00
#6 RE: Planen ist gut, bauen ist besser.
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Hallo Otto, hallo zusammen,

wie wahr, man müsste mal, und man könnte. Und machmal sind es auch die wohlgemeinten Ratschläge von geomorphologisch bewanderten Trassenplanern, die sogar Wände für das 1 : 87 Pendant versetzen möchten und den Modellbauer in spe vor seinem Vorhaben zurückschrecken lassen. Die Kreativität am Computer ist grenzenlos. Die Umsetzung ist es leider meistens nicht.

Ich fange an zu bauen, trotz vieler selbsterkannter Kompromisse. Selbst wenn hier jemand in einem mittlerweile gelöschten Posting meinen Plan als erzgebirgischen Schmalspurbahnhof, umgespurt auf Breitspur, kritisiert und von irgendwelchen Beharrungszuständen auf dem kurzen Streckengleis faselt. Ich habe keine Turnhalle – und ich werde auch nicht mein gesamtes Zuhause in ein Privatwunderland verwandeln, was auch nicht unbedingt vorbildgerecht wäre.

Der Begriff Diorama, der in dem besagten Posting negierend verwendet wurde, ist vielleicht sogar zutreffend für mein Projekt. Es soll ein Ausschnitt aus einer bestimmten Zeit in einem geographisch festgelegten Gebiet, aber ohne konkretes Vorbild, werden.

Derzeit baue ich die ersten drei Segmentkästen und lese das Buch „Erd- und Straßenbau, II: Straßenbau“ (B.G. Teubner, Leipzig 1919). Für Modellbahner eigentlich Sekundärwissen. Für die Nachbildung einer Landstraße 1950 – für mich - von großem Nutzen.

Und so ist es wie im richtigen Leben: Alle Wege führen nach Pönichen – oder auch nach Rom.Das Vorbild liefert Fakten über deren Allgemeingültigkeit oder spezifische Anwendbarkeit diskutiert werden kann. Der Umsetzung im Modell hingegen sind keine Grenzen gesetzt. Auch eine Holzeisenbahn kann das deutsche ICE-Netz anschaulich darstellen.

Jeder geht an den Bau seiner Modellbahn anders heran. Manch einer leider gar nicht. Warum?

Viele Grüße


Burkhard


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26.03.2017 21:57
avatar  BR41
#7 RE: Planen ist gut, bauen ist besser.
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Moin zusammen,

Hier kommen meine Erfahrungen zu Planen und Bauen.

Es gibt grundsätzlich, denke ich, 3 verschiedene Modellbahner-Typen: Planer, Bauer und Betriebler. Fast jeder hat in einer dieser Kategorien einen Schwerpunkt, bei mir war es jahrelang das Planen, dann habe ich den Betrieb kennengelernt und stellte dann verwundert fest, dass vor dem Betrieb der Bau kommt, es also eine natürliche Reihenfolge gibt...

Als ich mich nun mit den Bautechniken beschäftigte, bekam ich erste Bedenken, ob ich das auch könnte und wandte mich wieder dem Planen zu, denn vor dem Bauen kommt das Planen. Die Pläne wurden konkreter, jetzt könnte ich doch schon mal bauen, aber ich traute mich nicht. Die Konsequenz: weiter hypothetisch bauen, also erstmal Bautheorie betreiben, wie baut man was? Und dann dämmerte langsam eine Erkenntnis, die ich beruflich auch immer verfolge: KISS - keep it small and simple. Einfache Gleispläne erfordern keine grosse Baumaßnahme, wenn es nur um den Betrieb geht. Das brachte den Durchbruch für das Bauen.

Einen Grund, warum jemand bei der Planung seiner Modellbahn festsitzt und nicht baut, habe ich selbst erlebt: zu viel wollen.
Einen anderen Grund kenne ich auch: Angst vor der eigenen Kunst und der Meinung der Experten.

Lessons learned:
1. Konzentration auf das Wesentliche, d.i. das was ICH will.
2 Lass die Leute reden, wenn Dir welche helfen wollen, tun sie das. Alle andere kannst Du ignorieren.
3. Einfach anfangen. Der Appetit kommt beim Essen.
4. Bauen ist Kunst, es kommt oder nicht. Mir reichte jahrelang die Planung.
5. Der Plan ist das Maximum. Der Bau kann kleiner werden, er wird damit besser.
6. Modellbahn findet im Kopf statt - es ist Spaß -- und das kann auch Planung sein.

----

-- Andreas

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29.03.2017 16:09
#8 RE: Planen ist gut, bauen ist besser.
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Otto hat es ziemlich auf den Punkt gebracht: Die meisten haben Angst anzufangen, Angst etwas falsch zu machen, Angst den eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden, Angst vor den Augen anderer zu versagen!
Häufig gibt es hierbei eine Vorgeschichte mit mind. einer Anlage die der Abrißbirne zum Opfer gefallen ist.

Ich selbst versuche seit mehreren Jahren meine eigene Anlage zu bauen, aber mir fehlt schlichtweg die Zeit. Das Holz für den Unterbau, liegt bereit, das Material für die Gleise und Weichen sowie das Landschaftsbaumaterial ebenfalls. Gebäude und Fahrzeuge sind zum Teil schon konstruiert. Aber die Zeit...

Meine Zeit verbringe ich mit Arbeiten (für die Brötchen), Familie und Freunden. Die restliche Zeit helfe ich anderen beim Anlagenbau. Da bleibt wenig Zeit für eigene Projekte. Wenn aber die Zeit da ist, dann baue ich auch an meiner Anlage oder meinen Modulen.

Da die Bahn sehr facettenreich ist, gibt es natürlich auch unendlich viele Vorbilder, Situationen und Themen, die es lohnt umzusetzen. Die Kunst ist sich zu beschränken bzw. festzulegen. Wenn man dies nicht kann (oder will) gibt es nur die Möglichkeit mehrere Anlagen zu bauen, eine riesige, auf der alle Wünsche verwirklicht werden oder aber Module, die bei Bedarf ausgetauscht werden können. (...oder warten, bis man so gereift ist, dass man sich beschränken kann.)
Wenn man weiß was man will, kann man gezielt nach einem Vorbild suchen oder entsprechendes "Freelancing" betreiben.

Weniger ist mehr wird seit Jahren (Jahrzehnten) gepredigt, aber kaum jemand realisiert es. Interessant ist, dass viele (die ich kenne), die eine große Anlage gebaut haben, nach Fertigstellung sagen, dass eine sehr viel kleinere Anlage ggf. auch in einem größeren Maßstab völlig ausgereicht hätte, aber jetzt der Drops für sie gelutscht ist.
Wenn man sie vorher darauf aufmerksam macht, hören sie einem meist nicht zu bzw. wollen es nicht wahr haben.


Gruß
Joachim


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29.03.2017 16:45 (zuletzt bearbeitet: 29.03.2017 16:47)
#9 RE: Planen ist gut, bauen ist besser.
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Auch aus meiner Erfahrung (mehr als 60 Jahre Modellbahn) kann ich allen, die aus der Planungs- in die Bauphase wechseln wollen, nur diesen einen Tipp geben:

Fangt erstmal klein an! Nach meiner Meinung ist es kaum möglich, aus dem Stand eine Großanlage zu bauen und sicher zum Funktionieren zu bringen! Meine jetzige Anlage ist die zweite raumfüllende und insgesamt die fünfte. Die erste war auf einer Platte, das ist m. E. als Einstieg ganz gut geeignet, man merkt dann schon selbst, wohin der MoBa-Hase läuft.

Mit Gruß - Helmut


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29.03.2017 20:40
avatar  OOK
#10 RE: Planen ist gut, bauen ist besser.
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OOK

Zitat von Fdl Triptis im Beitrag #9
...nur diesen einen Tipp geben:
Fangt erstmal klein an! Nach meiner Meinung ist es kaum möglich, aus dem Stand eine Großanlage zu bauen und sicher zum Funktionieren zu bringen!
Das ist die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Und daran habe ich mich auch lebenslang gehalten. In meinem Buch, das nächsten Monat erscheint, beschreibe ich kurz meine diversen Anlagen. Typisch die so genannte Mittelharzbahn (MHE) in H0m ca. 1960, die über ein 1x1m und ein 0,5 x 1,5m-Stück nie hinausgekommen ist.

Als ich über dreißig Jahre später (nach einer längeren LGB- und einer kürzeren H0-Phase) mit 0m anfing, gab es als Erstes das zweiteilige Modul Kaiserweg mit nur einer Weiche. Es folgte der Bf Königskrug mit zwei Kästen à 1,05m Länge und drei Weichen. Sodann baute ich die Eselsschlucht, zwei Module, die zusammen einen Viertelkreis mit 133cm Radius ergaben.

Die BAE I entstand dann in einem 2,70 x 4,70m großen Kellerraum unter Verwendung der genannten Teile (ohne Kaiserweg).

Zitat von absolute_Null im Beitrag #8
Interessant ist, dass viele (die ich kenne), die eine große Anlage gebaut haben, nach Fertigstellung sagen, dass eine sehr viel kleinere Anlage ggf. auch in einem größeren Maßstab völlig ausgereicht hätte, ....
Also zu der Gruppe gehöre ich zweifelsfrei nicht. Die BAE I war 13qm groß, die BAE II 35qm, die BAE III belegt Räumlichkeiten von 70qm. Und ich bin froh, dass es so ist.

OOK
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07.04.2017 20:25 (zuletzt bearbeitet: 07.04.2017 20:27)
avatar  BerndK
#11 RE: Planen ist gut, bauen ist besser.
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Hallo zusammen,

Vielleicht sollten wir hier mal diskutieren, was die Leute vom Bauen abhält oder ausbremst.
Die meist genannten Gründen sind: Platz, Zeit und Geld.


Platz
Eine Lösung, die mir bei Platzmangel gut gefiele: Modulanlagen bauen, das Internet liefert unzählige Beispiele. Wegräumen wenn nicht gebraucht. Oder kleinere Maßstäbe fahren. Hätte ich wenig Platz, würde ich Module bauen und/oder TT wählen. Wenn der Platz nicht zum vorhandenen Fuhrpark passt, einen Schnitt machen und neu anfangen. Ich habe mich auch länger gewunden weil schöne Erinnerungen an den vorhandenen Stücken hingen - die aber mal nüchtern Betrachtet überhaupt nicht mehr meinen heutigen Anforderungen entsprachen. Alles ausgewechselt, ich bereue es im Nachhinein kein Stück und freue mich sehr über die anderen Fahrzeuge, die sogar richtig Sinn mit einem Anlagenthema machen sowie auf den neuen Hobbyabschnitt.

Geld
Man kann sich mit dem Modellbahnkonzept einschränken. Nur das Rollmaterial anschaffen, das man wirklich braucht (der Betriebsbahneransatz, der mir so gut gefällt) – das ist bei einer kleinen Anlage nicht sonderlich viel. Sich den Sammeldrang verkneifen (nicht leicht aber möglich). Kleine, schöne Anlagen kosten nicht die Welt. Kontraproduktiv ist leider das Bild, welches in meinem gesamten Bekanntenkreis herumspukt - von Modellbahnern mit drei- oder vierstelliger Modellanzahl mit folglich entsprechender finanzieller Abschreckung. Diese Sammlungen und Anlagen kommen aus anderen Zeiten mit anderen Einkommenssituationen (auch im Rentenalter) plus anders gearteten „Haushalts-Budgetplanungen“ (Lebensstandard + Fassade war früher m.E. weniger wichtig). Die Lebenshaltungskosten sind relativ zum Durchschnittseinkommen inzwischen gesalzen (man denke nur an Auto und Immobilie, egal ob gemietet oder eigene). Das Modellbahnbudget sieht für viele anders aus als früher oder besser, es muß. Dennoch, das ließe sich lösen.

Zeit
Leider nachvollziehbar. Zu meiner Lehrzeit galten noch 35h Wochenarbeitszeit. Heute sind es für die meisten 40, nicht wenige 45 und mehr. Oft gehen beide Partner arbeiten. Hat man Familie mit Haus und Garten, bleibt weniger Zeit für ein Hobby übrig. Die (wenige) Zeit, die man hat, sollte meiner Meinung nach man unbedingt durch gute Planung und Informationsbeschaffung effizient nutzen, um nicht 5x von vorne mit dem Bau anzufangen und unterwegs die Lust zu verlieren. Gerade wenn man weniger Zeit übrig hat, schmerzt es umso mehr, wenn man ein paar Monate oder Jahre mit Bauruinen in den Sand setzt.

Zum Thema Zeit eine eigene Erfahrung aus knapp einem Jahrzehnt Slotracing in 1:32 - Trotz Ansiedlung in einem Ballungsraum mit siebenstelliger Einwohnerzahl, waren insgesamt vielleicht 40 Leute regelmäßig an der Sache interessiert. Zeitaufwand: Einmalig 5-10h Bastelaufwand am Auto, ein Freitagabend im Monat fürs Rennen. 0,5h Service am Modell vor dem Rennen. Was ich in all den Jahren von Interessierten immer wieder hörte, war das Stichwort „Zeitaufwand“. Im Vergleich zu einer Modellbahn war das m.E gar nichts, und doch für viele schon eine Fußangel. Andererseits beobachte ich einen nicht unerheblichen Teil an Zeit, der bei vielen Menschen in Social Media investiert wird. Oder in den TV. Könnte man leicht von dort „nehmen“.

Schnelle Erfolge
...gibts trotz einer schnellebigen Zeit bei der Modellbahn eher nicht. Eine gute, eigene Planung dauert Monate oder auch Jahre. Die Themenbereiche sind vielschichtig, erst recht wenn man etwas Realismus hineinbringen möchte. Das macht es für den einen interessant, der andere denkt sich wann komme ich endlich zum Spielen? Eine ganze Reihe praktischer Fertigkeiten braucht es ebenfalls. Die Vorlaufzeit bis zum ersten Test-Betrieb auf der eigenen, gestalteten Anlage, ist recht ordentlich und erfordert Ausdauer bei Planung und Bau. Hohe Hürden. Wie bereits in vorausgegangenen Beiträgen in diesem Thread erwähnt, hilft nur klein anfangen . Wie isst man einen Elefanten? Mit einem Biß nach dem anderen.

Meine große Sorge (und damit entscheidender Planungsverlängerer) stellten Bedenken bzgl. Langzeitspielwert auf einer gleichbleibenden Bühne dar - welche viele Jahre zum Bau erfordert. Deswegen auch meine Anmeldung in diesem Forum nach Lektüre des Blauen Buches. Bessere Langzeit-Voraussetzungen als mit sinnvollem Betrieb kann ich mir dafür nicht vorstellen.

Ich hoffe, dem Nachwuchs an der Modellbahn alle möglichen mechanischen und auch ein paar elektrotechnische Kenntnisse auf den Weg mitgeben zu können. In meinen Augen in jungen Jahren gelernt wesentlich wertvoller, als z.B. möglichst früh über einen Bildschirm wischen zu können. Die Erfahrung, wie grandios es sein kann, sich an etwas selbst Erschaffenem freuen zu können, möchte ich unbedingt weitergeben. Der Bau ist also unerläßlich…nach ausreichend Planung.

Gruß
Bernd


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09.04.2017 22:09
avatar  HFy
#12 RE: Planen ist gut, bauen ist besser.
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HFy

Was den Faktor Zeit anbelangt, fand ich in einem Buch von David Jenkinson (hat einen Eintrag bei Wikipedia) eine Bemerkung über die ersten zwanzig Jahre seiner Modellbahnkarriere: "Ich habe daraus gelernt, daß man zum frühestmöglichen Zeitpunkt entscheiden muß, was man will, und dieses Ziel unnachgiebig verfolgen muß und sich nicht auf interessante, aber letztlich fruchtlose Nebenwege ablenken lassen darf". Er hätte nämlich, wie so manch' anderer, fast das Interesse verloren, weil er ziellos herumbastelte und in der zur Verfügung stehenden Zeit natürlich nichts zustande brachte. Selbstverständlich hat er dabei eine Menge gelernt, aber er wäre weiter gekommen, wenn er sich gleich auf ein Thema konzentriert hätte.

Herbert


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13.04.2017 19:54
avatar  BerndK
#13 RE: Planen ist gut, bauen ist besser.
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Hallo Herbert,

„…zum frühestmöglichen Zeitpunkt entscheiden muß, was man will, und dieses Ziel unnachgiebig verfolgen muß und sich nicht auf interessante, aber letztlich fruchtlose Nebenwege ablenken lassen darf".


Das kann man sich in Sachen Zeitmanagement wirklich hinter die Ohren schreiben, gute Erkenntnis! Nicht nur fürs Hobby. Ich erinnere mich noch an ein Lehrerzitat von vor ca. 30 Jahren: „Man muß lernen zu erkennen, was wesentlich ist“. In dem Alter nur zur Kenntnis genommen, ist mir erst heute mit mehr Lebenserfahrung bzw. weitaus weniger frei verfügbarer Zeit klar, was er damit meinte. Hat meiner Einschätzung nach inzwischen noch an Gültigkeit gewonnen – die Optionen für „fruchtlose Nebenwege“ haben sich die letzten Jahrzehnte m.E. vervielfacht. Nicht, daß es auf einen Zustand hinaus läuft, den Ingolf Lück (damals noch ARD) scherzhaft so beschrieb: „Zu vielem fähig, aber zu nichts zu gebrauchen“

Gruß
Bernd


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13.04.2017 20:17
avatar  Gilpin
#14 RE: Planen ist gut, bauen ist besser.
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Hi Bernd,

Du kennst den Spruch: "Jetzt, wo mein Haus fertig ist, weiß ich wie's geht - und würde am liebsten nochmal anfangen." Da hast Du's besser: Deine Planung lässt sich sehr gut in Segmente aufteilen; damit meine ich Teilstücke, die nacheinander zu einem gewissen Grad der Fertigstellung vorangetrieben werden können. Den FY hast Du ja schon als Start ausgemacht: Unterbau zimmern, Gleise verlegen, verdrahten, Test der elektrischen Verschaltung und elektromechanischen Funktion (der Weichen). Und dann machst du weiter mit dem nächsten Stück, nach allem woran ich mich erinnere mit einem wenig Strecke in eher dröger Landschaft - und schon übst und lernst Du wieder dazu. Und jetzt kommt's: ganz zum Schluss nimmst Du Dir die ein oder zwei Teilabschnitte, die Dir nicht mehr zusagen und Deinem mittlerweile erreichten Kompetenzniveau nicht mehr entsprechen, noch einmal vor und machst sie neu.

Wie gesagt, anders als beim Häuslebauer - der kann nicht hinterher den Keller neu betonieren.

Mit freundlichem Gruß,
Reiner


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13.04.2017 20:37
avatar  OOK
#15 RE: Planen ist gut, bauen ist besser.
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OOK

Zitat von Gilpin im Beitrag #14
Wie gesagt, anders als beim Häuslebauer - der kann nicht hinterher den Keller neu betonieren.
Sag das nicht! John Allen hat bekanntlich ein Haus ohne Keller besessen, wie in Kalifornien üblich. Er brauchte aber einen, denn er wollte eine richtig große Anlage bauen. Da hat er halt unter seinem Haus einen Keller ausgeschachtet und gemauert. Das Aussschachten zumindest hat er höchstpersönlich gemacht.
Ein gutes Vorbild!

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13.04.2017 20:43
avatar  Gilpin
#16 RE: Planen ist gut, bauen ist besser.
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Hi Otto,

na schön dass wir nicht in Kalifornien leben. Du hast doch die MR-komplett-DVD (ich nicht): klick doch mal unter "Suche" auf "basement" und auf "afterwards", "later" oder was immer, und danach auf "before I started" - wie ist das Ergebnis? ich sag' mal: vorhersehbar...

Gruß,
Reiner


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13.04.2017 21:33
avatar  OOK
#17 RE: Planen ist gut, bauen ist besser.
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OOK

Zitat von Gilpin im Beitrag #16
Du hast doch die MR-komplett-DVD (ich nicht)
Nö, hab ich nicht, ich hatte nur mal kurze Zeit den Zugang zum downloaden aus dem All-Time Archive und mir die für mich wichtigsten Sachen rausgezogen.
Aber nochmal zurück zu deinem Statement, dass man den Keller hinterher nicht anders bauen kann. Wieder sage ich: Sag das nicht! Du gibst mir jetzt wieder Gelegenheit, eine teaser zu meinem in Kürze erscheinenden Buch abzugeben: Dort beschreibe ich, wie ich aus einem Keller, der aus lauter kleinen Räumen bestand, einen Großkeller machte, damit die BAE meiner Träume reinpasst.

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13.04.2017 22:33 (zuletzt bearbeitet: 13.04.2017 22:34)
avatar  Gilpin
#18 RE: Planen ist gut, bauen ist besser.
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... und so lege ich geschlagen die Beine hoch und eröffne die Lektüre von MIBAspezial 112 "Modellbahn mobil" - vielleicht gibt's ja ein Modularrangement mit Steigung.

Gute Nacht, R.


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14.04.2017 10:42 (zuletzt bearbeitet: 14.04.2017 10:43)
avatar  HFy
#19 RE: Planen ist gut, bauen ist besser.
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HFy

John Allen hatte dabei übrigens den Fußboden nicht richtig abgestützt. Insofern sollte man besser einen Fachmann zu Rate ziehen, auch bei Heizungen übrigens.

Herbert


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16.04.2017 11:26 (zuletzt bearbeitet: 16.04.2017 11:30)
avatar  Bill
#20 RE: Planen ist gut, bauen ist besser.
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Hallo,
ich nutze mal das Stichwort "Keller anders bauen".
Gibt zwar die Zwänge des Statikers, dass nicht mehr als 2 Meter Öffnung möglich sind (oder der Stahlträger wird so dick, dass man nicht mehr laufen kann, bzw. den Träger in den Keller bekommt)aber es passt immerhin eine lange Zunge durch.
[[File:IMG_20151124_151454234.jpg|none|auto]]


Grüße
Bill


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16.04.2017 11:56 (zuletzt bearbeitet: 16.04.2017 11:57)
avatar  OOK
#21 RE: Planen ist gut, bauen ist besser.
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OOK

Ja, super. So wirds gemacht!
Aber da man in der Mitte einer Zunge in der Regel eine Mittelkulisse setzt, kann man da auch einen Pfeiler setzen. So haben wir es bei der BAE III gemacht:



Die hell-violette Wand wurde durch zwei neu gemauerte Auflagen und eine Mittelsäule (dunkel-violett) ersetzt; über die beiden Öffnungen (lichte Weite ca. 155 - 160 cm) kamen 16x16 I-Träger.
So konnte eine relativ breite Zunge durchgezogen werden. Im BAE-Buch, das jetzt kommt (auf Link in der Signatur klicken), ist das Ergebnis genauer zu sehen.

OOK
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