Mangelwirtschaft

02.10.2008 17:53
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#1 Mangelwirtschaft
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HFy

Vor ein paar Jahren erschien aus dem Umkreis des "Railway Modeller" ein "Model Railway Planning and Design Handbook", das nicht direkt enzyklopädisch aufgebaut ist; vielmehr erläutern einige nicht ganz unbekannte Modellbahner anhand von Entwürfen und tatsächlich ausgeführten Anlagen ihre Ideen zum Thema. Ich habe es aus dem Urlaub mitgebracht, aber noch nicht ausgelesen, weil ich noch mehrere andere Eisenbahnbücher mitgebracht habe. In seinem einleitenden Kapitel schreibt Steve Flint (Chefredakteur des Railway Modeller) unter "initial decisions" : 1 -time and budget, 2 - where to put the layout, 3 - your aims and objectives, 4 - what prototype to model, 5 -availability of models. Von den drei knappen Gütern der Modellbahn - Platz, Zeit und Geld scheint inzwischen die Zeit das knappste zu sein, gefolgt von Geld und Platz.

Herbert


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03.10.2008 20:51
#2 RE: Mangelwirtschaft
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Wobei Zeit relativ ist. Nicht nur wegen Einstein.
Wir haben alle Zeit, es ist nur die Frage, welche Prioritäten gesetzt werden. Ich gehe lieber in den Keller anstatt vor dem Fernseher zu sitzen. Das kommt zwar auch vor, aber sehr selten.
Geld, auch hier gilt gleiches. Ein Budget für die Bahn muß nicht groß sein. Ich komme mit 50 € im Monat weit genug. Das reicht nicht unbedingt für die FREMO-Treffen mit Übernachtung, aber es reicht für die Bastelei beim Hobby. Ab und an sogar eine neue Lok. Meist fehlt doch die Zeit (wieder siehe oben) um das Gekaufte entsprechend zu verarbeiten. Fahrzeuge wollen betriebsgerecht gealtert werden, Gebäude gebaut.
Platz, das Thema ist entscheidend. Weer eine Hauptbahn mit Rangierbahnhof haben möchte, braucht Platz. Mit einem Industrieanschluß und Schattenbahnhof (ein angesetztes Brett genügt) kommt man viel weiter.

Wolfgang


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03.10.2008 22:19
#3 RE: Mangelwirtschaft
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Von den "initial decisions" : 1 -time and budget, 2 - where to put the layout, 3 - your aims and objectives, 4 - what prototype to model, 5 -availability of models, die HFy erwähnt, scheint mir vor allen Dingen die Nr.4 ein Punkt, der in Deutschland noch kaum Beachtung findet. Wenn ich z.b. so im H0-Forum rumklicke, die Leutchen da haben davon offensichtlich noch nix gehört.
Meint

Der Eisenhans


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03.10.2008 22:38
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#4 RE: Mangelwirtschaft
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HFy

Dazu meint Steve Flint, wenn man einmal die Frage nach Zeit und Budget ehrlich beantwortet habe, seien die anderen Fragen leicht zu beantworten ("all the other choices will drop into place fairly easily"). Dabei sind die Engländer nach allem, was ich weiß, von Platznot geplagt; in dem Buch kommen z.B. Keller als "obvious locations" gar nicht vor, sondern nur "spare rooms", Garagen und Gartenhäuser und Dachböden. Wobei, wie ich hörte, neue Häuser weder Keller noch geeignete Dachböden haben. Die pragmatischen Briten lassen sich aber nicht ins Jagdhorn boxen und passen eben die Anlage dem Platzangebot an.

Herbert


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03.10.2008 22:46
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#5 RE: Mangelwirtschaft
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HFy

Das fällt mir allerdings häufig auf. Die Tatsache, daß wir hierzulande seit 1920 eine nationale Eisenbahngesellschaft haben, nach z.B. der Schweiz (1903), aber vor Frankreich (1938) und GB (1948) scheint die regionalen Unterschiede im Bewußtsein der Modellbahner ziemlich verwischt zu haben. Dabei sind bis auf den heutigen Tag viele Bahnstrecken noch von diesen Unterschieden geprägt. Aber es scheint vielfach noch am Problembewusstsein zu fehlen .

Herbert


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05.10.2008 23:23 (zuletzt bearbeitet: 05.10.2008 23:24)
#6 RE: Mangelwirtschaft
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Ob es wirklich immer so klug ist sich dem momentanen Platzangebot unterzuordnen? Modellbahn um jeden Preis?
Ich selber habe keinen Platz für eine Modellbahn, welche meinen Ansprüchen gerecht werden würde, also laß ich es doch gleich bleiben, statt mich mit unnötigen Kompromissen zu ärgern.
Der Keller reicht um Modulkästen zu stapeln, das ist wohl meine Modellbahnzukunft; 2-3 mal im Jahr ein FREMO-Treff.

Markus

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06.10.2008 09:50
#7 RE: Mangelwirtschaft
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Hallo Markus,

immerhin machst Du etwas, nämlich 'in Module' (um regionale Mundart zu bedienen).
Ansonsten kann Dein Statement nicht unwidersprochen bleiben. Gründe um gar nicht erst anzufangen würde wohl auch der mit Platz-, Zeit- und Budget gesegnetste unter uns zuhauf finden. Kompromisse werden uns stets begleiten; mit welchen wir leben können ist dabei eine andere Frage. Gar nichts tun ist dabei die schlechteste (wenn auch budgetfreundlichste) aller Möglichkeiten. Und Verbalakrobaten haben wir in der Szene schon genug (dies sei ausdrücklich nicht auf Fremo-Aktivisten und schon gar nicht auf hier Anwesende bezogen!).

Gruß

Michael


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06.10.2008 10:30
#8 RE: Mangelwirtschaft
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Nun, eine Anlage um der Anlage willen würde ich auch nicht bauen wollen. Was den Mangel an Platz betrifft, wird mir Carl Arendt sicherlich entgegenhalten, dass dieser Mangel de facto nicht existiert. "Micro Layouts" passen in eine Schuhschachtel, und somit kann jeder eine Anlage bauen. Nur: Wie sehr mich diese Kleinodien (mit Schwerpunkt auf "Klein")auch faszinieren, so muß ich doch feststellen, dass die allermeisten die Attribute einer Karrikatur in sich tragen, die mehr oder weniger nach außen drängen. Sollte die Skurrilität der Maßstab sein, nach welchem solche Meisterwerke zu beurteilen sind? Dann hat nach meiner Auffassung die Sache ihren Sinn - zumindest in modellbahnersicher Hinsicht - verfehlt. Es mag sein, dass unter den vorgenannten Umständen Planung, Bau und Gestaltung eines solchen Mini-Teils den Löwenanteil der Befriedigung ausmachen, die den Erbauer erfüllt, zumindest in Relation zu den Gefühlen, die ihn hernach beim Hin- und Herschieben eines Wägelchens auf wenigen cm Gleislänge erfüllen.
Tut man letzteres auf im Bau befindlichen Modulen, stellt sich jedoch - man ist selbst überrrascht - nach kurzem eine eigenartiges Wohlgefallen ein, wobei im Freundeskreis ein Abend rasch vergeht, obwohl kein einziger Zug im Kreis herum gefahren ist....
Das hat aber gar nichts mit den Kompromissen zu tun, von denen Michael gesprochen hat; der Grad der Perfektion, den man technisch, gestalterisch oder thematisch anstrebt, ist hierbei vollkommen belanglos.
Es stellt sich schließlich nur die Frage, ob das Bewegen von Rollmaterial auf einer beschränkten Anzahl von Anlagenteilen auf Dauer befriedigt - im negativen Fall ist das der eingegange Kompromiss...

Gruß
Martin


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06.10.2008 15:56
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#9 RE: Mangelwirtschaft
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HFy

Das Nichtbewegen von nicht vorhandenem Rollmaterial auf nicht gebauten Anlagenteilen scheint mir aber auch nicht abendfüllend zu sein. Immerhin bietet der Fremo gegenüber dem üblichen Modellbahnverein den Vorteil betriebsfähiger Anlagen für viele Mitspieler, mit denen man nicht erst den Sinn und Zweck von Fahrplan und Modellzeit diskutieren muß. Es spricht übrigens nichts dagegen, Module u n d eine Anlage zu bauen. Oder eine Anlage aus Modulen.

Herbert


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06.10.2008 16:33
#10 RE: Mangelwirtschaft
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Das Nichtschreiben keiner Beiträge zu diesem Thema befriedigt ebenfalls nicht - Herbert, Du hast vielleicht nicht die Zeit gehabt, zwischen meinen Zeilen zu lesen. Bereits in der Beschränkung weniger Module ergeben sich m.E. einige Möglichkeiten zum Betrachten von Rollmaterial "in motion". Die Frage ist lediglich, ob dies über einen längeren Zeitraum befriedigt. Für die Takte in dieser eintönigen Melodie sorgen die Events, bei denen die Module zu einem größeren Ganzen zusammmengefügt werden. Bleibt das Werkstück jedoch ein einzelnes Teil ohne betrieblichen Bezug zu einer wie auch immer gearteten Umgebung, kann ich der Sache wenig abgewinnen - es sei denn, man möchte mit diesem Unternehmen verhindern, aus der Übung zu kommen, oder man will neue Methoden testen...

M.


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07.10.2008 10:56
#11 RE: Mangelwirtschaft
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Hallo Michael,

gar nichts zu tun, kann aber - zumindest temporär - eine weise Entscheidung sein. Es kommt doch letztendlich darauf an, warum man sich mit Modellbahn beschäftigt. Ist es ihrer selbst Willen oder weil man das Vorbild simulieren will?
Im ersten Fall befriedigt sicherlich auch ein Minilayout im Schuhkarton, im zweiten Fall wird es schwierig und da kann ich schon verstehen, wenn jemand zu Schluß kommt kann ich vom Platz nicht realisieren, also laß ich es bleiben.

Man mag es nicht glauben, aber es gibt innerhalb des Fremo (und auch außerhalb) niemanden in Berlin und Umgebung, der US in N-scale macht und die östliche Hälfte der Staaten bevorzugt. Vielleicht muß ich hier doch den Vorreiter und Missionar spielen, was mir allerdings garnicht liegt.


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13.10.2008 15:47 (zuletzt bearbeitet: 15.10.2008 08:57)
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#12 RE: Mangelwirtschaft
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Zitat von Conrail-Markus
Man mag es nicht glauben, aber es gibt innerhalb des Fremo (und auch außerhalb) niemanden in Berlin und Umgebung, der US in N-scale macht und die östliche Hälfte der Staaten bevorzugt.

Hallo Markus,
du wirst es nicht glauben, ich habe auch im ganzen Ruhrgebiet noch niemanden getroffen, der Harzer Meterspur in 0m macht. So müssen wir also beide Vorreiterrollen übernehmen. Es hat doch auch was, an der Spitze der Bewegung zu stehen, oder?
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13.10.2008 15:54
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#13 RE: Mangelwirtschaft
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Zitat von MainstreetUSA
Herbert, Du hast vielleicht nicht die Zeit gehabt, zwischen meinen Zeilen zu lesen. Bereits in der Beschränkung weniger Module ergeben sich m.E. einige Möglichkeiten zum Betrachten von Rollmaterial "in motion". Die Frage ist lediglich, ob dies über einen längeren Zeitraum befriedigt. Für die Takte in dieser eintönigen Melodie sorgen die Events, bei denen die Module zu einem größeren Ganzen zusammmengefügt werden.

Hallo Mainstreet,
klingt ein bisschen polemisch, dein Posting, na gut. Aber dem Herbert brauchst du wirklich nicht zu erzählen, welche Vorteile der Betrieb auf Modulsystemen hat. Da ist er ein uralter Hase, mit allen Speisewassern gewaschen. Wir haben schon 1993 zusammen auf 0m-Arrangements Betrieb gemacht, er schon früher auf Sm.
Deine Abneigung gegen Micro-Systeme teile ich allerdings auch, wenn ich mir dabei auch ein wenig snobistisch vorkomme, denn als Besitzer eines Riesenkellers habe ich gut reden. Da auch weitere Postings in deinem Sinne zu lesen waren, würde ich die Eröffnung eines neuen Strangs "Faszination und Grenzen von Micro-Layouts" vorschlagen, in dem dann allerdings mit der nötigen Fairness und Empathie argumentiert werden sollte.

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14.10.2008 23:16
#14 RE: Mangelwirtschaft
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"Es spricht übrigens nichts dagegen, Module u n d eine Anlage zu bauen. Oder eine Anlage aus Modulen."
Herbert, da kann ich nur voll zustimmen.


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09.12.2013 17:27
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#15 RE: Mangelwirtschaft
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Zitat von Conrail-Markus im Beitrag #6
Ob es wirklich immer so klug ist sich dem momentanen Platzangebot unterzuordnen? Modellbahn um jeden Preis?
Ich selber habe keinen Platz für eine Modellbahn, welche meinen Ansprüchen gerecht werden würde, also laß ich es doch gleich bleiben, statt mich mit unnötigen Kompromissen zu ärgern.

Vor zwanzig Jahren wollte ich unbedingt eine 0m-Anlage bauen. Ich wohnte aber in einer kleinen Zweizimmerwohnung mit einem noch kleineren Kellerraum. Das Vermessen des Raumes ergab 2,70 x 4,70m. Das wäre, hätte ich etwas im H0-Maßstab machen wollen, 1,35 x 2,35m. Das war ein Platz, der meinen "Ansprüchen" bzw. Vorstellungen von einer gescheiten Anlage absolut nicht gerecht wurde. Ich baute die Anlage trotzdem: Die BAE I in 0m. Zum Glück, sonst hätte es die BAE II mit 35 qm nie gegeben,von der BAE III ganz zu schweigen. Das Codewort heißt Optimismus,also daran glauben, dass es besser wird und sich später die Möglichkeiten erweitern.
HFy schrieb:

Zitat
Die pragmatischen Briten lassen sich aber nicht ins Jagdhorn boxen und passen eben die Anlage dem Platzangebot an.

Genau das habe ich bei der BAE I getan.

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